Medical Tribune
28. Juli 2025Erste belastbare Daten

Menstruationstassen-Anwenderinnen haben häufiger verschobene Spiralen

In einer neuen Studie erhöhte der – auch sporadische – Gebrauch einer Menstruationstasse deutlich das Risiko für Verschiebungen von Intrauterinpessaren (IUD, «Spirale»).

Der Gebrauch von Menstruationstassen könnte mit einem erhöhten Risiko für Spiralenverschiebungen in Zusammenhang stehen.
manassanant/stock.adobe.com

Menstruationstassen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Sie gelten als nachhaltige, kostengünstige und hygienische Alternative zu Einmalprodukten. Im Gegensatz zu Tampons sind sie ausserdem nicht mit dem toxischen Schocksyndrom (TSS) assoziiert.

Ein potenzielles Problem ergibt sich jedoch im Zusammenhang mit intrauterinen Verhütungsmitteln. So gab es immer wieder fallweise Berichte, in denen es bei Anwenderinnen von Menstruationstassen zu Lageveränderungen der Spirale gekommen war.

Dreimal mehr verschobene Spiralen bei Anwendung der Menstruationstasse

Die französische Fall-Kontroll-Studie im Journal Contraception and Reproductive Medicine schloss Frauen (medianes Alter 27 Jahre) aus 731 gynäkologischen Konsultationen ein. Sie waren zu einer Ultraschallkontrolle ihrer Spirale in Primärversorgungszentren in Paris vorstellig geworden. Rund 17 Prozent gaben an, seit Implantation der Spirale eine Menstruationstasse verwendet zu haben.

Bei den Anwenderinnen von Menstruationstassen war der Anteil an verschobenen IUPs deutlich höher als bei Nicht-Nutzerinnen (13,9% vs. 4,7%, p < 0,001). Nach Adjustierung für weitere Risikofaktoren blieb der Effekt bestehen – mit einer adjustierten Odds Ratio von 3,13 (95%-KI:  1,55 – 6,25).

76,6 Prozent der untersuchten Spiralen-Anwenderinnen trugen dabei eine Kupferspirale (76,6%). Die Fallzahlen für die Anwenderinnen von Hormonspiralen waren hingegen zu gering um eine verlässliche Aussage zu treffen.

Die Studienautoren vermuten als mögliche Mechanismen hinter den IUD-Verschiebungen einerseits Saug-Effekte beim Entnehmen der Tasse und andererseits das unbeabsichtigte Ziehen an den Rückholfäden. Allerdings konnte kein signifikanter Zusammenhang mit Belastungsfaktoren wie der Nutzungshäufigkeit, der Anzahl der Entnahmen oder ein gezieltes Auflösen des Unterdrucks vor der Entfernung der Menstruationstasse hergestellt werden. Das liegt vermutlich an der kleinen Fallzahl. Zudem besteht eine eingeschränkte Generalisierbarkeit durch die überwiegend junge, nullipare städtische Population.

Empfehlung für die Praxis

Angesichts der Ergebnisse rufen die Autoren dazu auf, Gespräche über Menstruationsprodukte in die ärztliche Beratung zu IUDs miteinzuschliessen.

Ratsam ist ausserdem eine sorgfältige Aufklärung über den richtigen Umgang mit der Menstruationstasse – insbesondere das vorsichtige Lösen des Unterdrucks vor dem Entfernen.