Medical Tribune
11. Juni 2025Phytomedizin-Steckbrief

Thymian – Küchenkraut mit starker Wirkung

Thymiankraut (Thymi herba) ist nicht nur fester Bestandteil der mediterranen Küche, sondern auch eine etablierte Heilpflanze bei Husten und Atemwegserkrankungen. Die ätherischen Öle des Thymians entfalten in Kombination mit weiteren Inhaltsstoffen eine schleimlösende, krampflösende und antimikrobielle Wirkung – besonders hilfreich bei Bronchitis oder krampfartigem Husten, auch im Kindesalter.

Ein Bund frischer Thymian auf einem Holztisch.
Ruslan Mitin/stock.adobe.com

Thymiankraut ist in der mediterranen Küche so verwurzelt wie Olivenöl. Beides diente der Konservierung von Nahrungsmitteln und die Kombination ist äusserst schmackhaft.

Thymian: Inhaltsstoffe und medizinische Relevanz

Die starke Wirkung des Küchenkrauts blieb nicht lange unentdeckt und so wurde seit der Antike Thymus vulgaris als Heil- und Desinfektionsmittel aufgrund seiner antiseptischen Wirkung bei Husten, zur Wundheilungsförderung und als Wurmmittel eingesetzt. Ab dem 16. Jh. erfolgte die Kultivierung von Thymus vulgaris L. im nördlichen Europa und verdrängte aufgrund seiner pharmakologisch potenteren Wirkung den alteingesessenen Quendel (Thymus serpyllum).

Hauptinhaltsstoff in Thymi herba ist das ätherische Öl mit lt. Arzneibuch geforderten mindestens 1,2 %. Es besteht vorwiegend aus Monoterpenen. Die Hauptkomponenten des ätherischen Öls bilden Thymol (25–50 %) und Carvacrol (3–10 %).

Studien mit reinem ätherischen Öl zeigten stark positive Effekte gegen Gram-(+)-Bakterien wie Staphylococcus aureus und Enterococcus faecalis als auch gegen die Gram-(–)-Bakterien Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa (1).

Die Droge enthält auch phenolische Verbindungen wie Lamiaceengerbstoffe (Rosmarinsäure) und Flavonoide des Flavon- und Flavanontyps.

Wirksamkeitsbestimmendes Prinzip

Wirksamkeitsbestimmendes Prinzip des Thymians ist die Kombination der Inhaltsstoffe, die synergistisch die bronchospasmolytischen, expektorierenden und antibakteriellen Effekte bedingen. Sekretolytische und sekretomotorische Wirkung ist vorwiegend dem ätherischen Öl zuzuschreiben. Die Ausscheidung des Thymols über die Lunge nach oraler Einnahme bringt die erwünschte antiseptische und antibakterielle Wirkung.

Relaxierende Aktivität von Thymian­extrakten auf die glatte Muskulatur der Bronchien wurde in pharmakologischen Studien am isolierten Bronchialmuskel nachgewiesen und hat einen dem Theophyllin vergleichbaren Effekt (3).

Für die krampflösenden Eigenschaften des Thymianextrakts sind hydrophile Sub­stanzen (z.B. Flavonoide) verantwortlich (2). Studien an Patienten mit Atemwegserkrankungen zeigten bei Gabe von 3 x tgl. 10 ml Thymian­sirup den gleichen lindernden Effekt wie Bromhexin (4).

Haupteinsatzgebiet

Das Haupteinsatzgebiet des Thymians ist die Therapie von Bronchitiden und Katarrhen der oberen Atemwege. Die beruhigende Wirkung auf das Nervensystem hilft zusätzlich bei krampfartigen Hustenanfällen.

Thymianextraktpräparate sind im Handel in standardisierter Form erhältlich und bei einfachen Atemwegserkrankungen mit starkem Husten wirksam. Besonders bei Kleinkindern bringt die Applikation von Thymiansirup, Thymiantee oder thymianhaltigem Brustbalsam enorme Erleichterung. Für Pädiater und Hausärzte sind Sirupus thymi und Thymi herba als Teezubereitung ebenfalls interessant.

Die Compliance bei Thymianpräparaten ist hoch und der Erfolg garantiert!

RP/Hustensaft für kleine & grosse Kinder

Sirupus Thymi 45,0 g
Sirupus Plantaginis 45,0 g
Sirupus Rubi idaei 10,0 g
DS: 3 x tgl. 1 EL

Steckbrief

StammpflanzenThymus vulgaris L., Thymus zygis (Echter und spanischer Thymian)
FamilieLamiacaeae
HerkunftMittel- und Südeuropa, Importe aus Ost- und Nordafrika
Verwendetes Pflanzenmaterialgetrocknete Blätter und Blüten ohne massiven Stängelanteil
MonographienThymiankraut und Thymianöl. Ph. Eur. 8.2, ESCOP, WHO, Kommision E
AnwendungsgebieteInfektionen der oberen Atemwege, adjuvant bei Bronchitis und Keuchhusten, Entzündungen der Mundschleimhaut Volksmedizinisch: Karminativum, Harndesinfiziens