RSV: Kinder unter 12 sind Hauptüberträger
Einer US-amerikanischen Studie zufolge sind die meisten RSV-Infektionen innerhalb desselben Haushalts auf ein infiziertes Kind unter 12 Jahren zurückzuführen.

Die in der Fachzeitschrift Clinical Infectious Diseases veröffentlichte prospektive Kohortenstudie (1) untersuchte die Übertragungsdynamik des Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) in rund 1.000 US-amerikanischen Haushalten.
Sie zeigt, dass 89 Prozent der Sekundärinfektionen von einem Kind im Alter zwischen sechs Monaten und 12 Jahren ausgingen. Ausserdem hatten Kinder und Jugendliche selbst eine höhere Wahrscheinlichkeit, sich im selben Haushalt mit RSV zu infizieren.
Jährlich rund 2.000 RSV-hospitalisierte Kinder in der Schweiz
RSV verursacht vor allem zwischen November und April Atemwegsinfektionen, die bei Säuglingen, Kleinkindern und älteren Erwachsenen schwer verlaufen können. Jährlich werden etwa in der Schweiz rund 2.000 Kinder infolge einer RSV-Infektion hospitalisiert, was vor allem im Winter die Versorgungssituation an ihre Grenzen bringen kann.
Übertragung prospektiv untersucht
Die Forscher untersuchte zwischen Juni 2022 und Mai 2023 rund 3.100 Personen aus etwa 1.000 Haushalten. Sie befragten dazu die Teilnehmer mindestens einmal pro Woche zu Symptomen. Zusätzlich untersuchten sie Nasenabstriche und Blutprobe auf RSV.
An Isolaten von Infizierten führten die Forscher ausserdem Virusgenomsequenzierungen durch, um die Übertragungswege innerhalb der Haushalte aufzuklären.
Im untersuchten Zeitraum konnten die Forscher RSV bei zehn Prozent der Studienteilnehmer in 20 Prozent der Haushalte nachweisen (310 Infizierte in 200 Haushalten). 94 Prozent der Erstinfizierten in den Familien waren dabei symptomatisch.
Medianes Alter der Indexperson lag bei 6 Jahren
In 37 Fällen kam es innerhalb von zwei Wochen nach erster RSV-Detektion zu einer zweiten Übertragung in der Familie.
In 89 Prozent war dabei der Indexfall ein Kind unter zwölf Jahren. Das mediane Alter der Erstinfizierten lag bei sechs Jahren, jenes der Personen mit Sekundärinfektionen bei 35 Jahren. Dennoch hatten Kinder unter zwölf Jahren ein höheres Risiko für eine Sekundärinfektion als ältere Familienmitglieder.
Kinder unter zwölf Jahren stellen damit die primäre Infektionsquelle in Haushalten dar, ist in der Arbeit zu lesen. Ausserdem geht aus den Daten für die Autoren hervor, dass bei mehreren Infektionen innerhalb desselben Haushalts diese wahrscheinlich durch andere Haushaltsmitglieder weitergegeben wurden.
Längere RSV-Nachweisbarkeit, höheres Übertragungsrisiko
Je länger RSV im Epithel der Indexperson nachweisbar war, umso höher war das Übertragungsrisiko. Einen Zusammenhang zwischen der Viruslast oder dem serologischen Status und dem Sekundärinfektions-Risiko konnten die Forscher aber nicht nachweisen.
Für ältere Erwachsene steht seit einigen Jahren ein Impfstoff zur Verfügung, der Schutz vor schweren Atemwegsinfektionen bietet. Seit Ende 2023 ist ausserdem in der Schweiz die passive Immunisierung mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab zugelassen, die Neugeborene und Säuglinge in ihrer ersten RSV-Saison vor schweren Infektionen schützen soll.
- Cox SN et al. Household Transmission and Genomic Diversity of Respiratory Syncytial Virus (RSV) in the United States, 2022-2023. Clin Infect Dis. 2025 Mar 14:ciaf048. doi: 10.1093/cid/ciaf048.