Kollagen: Strukturprotein mit vielfältigen Funktionen
Kollagen ist das wichtigste Strukturprotein des Bindegewebes – es sorgt für Stabilität in Haut, Knochen und Knorpel. In der Medizin, Kosmetik und Nahrungsergänzung spielt es eine vielseitige Rolle. Doch was kann Kollagen wirklich – und was ist wissenschaftlich belegt?

Bei Kollagen handelt es sich um ein zu den Skleroproteinen zählendes, wasserunlösliches, fasrig aufgebautes Protein der extrazellulären Matrix (1) und ist ein wichtiger Bestandteil des Bindegewebes. Kollagen kann 25 bis 30 Prozent der Gesamtproteine des menschlichen Organismus ausmachen (2).
Viele Zelltypen können Kollagen synthetisieren, am besten untersucht ist jedoch die Biosynthese in Fibroblasten. Fibroblasten sind ausserdem in der Lage, Kollagen mithilfe von Enzymen, den sogenannten Kollagenasen, abzubauen (3). Essenzieller Co-Faktor der Synthese in den Fibroblasten ist Vitamin C (Hydroxylierung der Aminosäuren Prolin und Lysin). Bei fehlender Hydroxylierung bilden sich nur schadhafte Kollagenmoleküle, die ihrer Funktion als Strukturprotein nicht nachkommen können (4).
Kollagen besteht aus Kollagenfibrillen, die aus Tropokollagenmolekülen aufgebaut sind, in denen 3 Peptidketten schraubenförmig zu einer Tripelhelix verdrillt und kovalent miteinander verbunden sind (5). Auffallend an der Primärstruktur (Aminosäuresequenz) des Kollagens ist, dass jede dritte Aminosäure Glycin ist. Ein häufig wiederholtes Sequenzmotiv ist Prolin-Hydroxyprolin-Glycin. Die dichte Wicklung ist ausschlaggebend für die hohe Zugfestigkeit von Kollagenfasern (4). Zurzeit sind 28 verschiedene Kollagentypen bekannt (4), die sich in ihren biologischen Funktionen unterscheiden.
Unter physiologischen Bedingungen ist Kollagen nicht löslich, kann jedoch durch Wärme, Basen oder schwache Säuren hydrolysiert werden (3). Gelatine ist die denaturierte Form von fibrillärem Kollagen Typ I, II und/oder III und wird meist aus Schlachtabfällen gewonnen (4). Kollagenhydrolysat wird durch enzymatische Hydrolyse von Kollagen gewonnen. Es löst sich leicht in Wasser, die Lösungen bilden keine Gele (2).
Steckbrief
Vorkommen
Kollagen ist das am weitesten verbreitete Protein bei Mensch und Tier. Es fehlt Pflanzen und Mikroorganismen (5). Es ist der Hauptbestandteil des Bindegewebes. Kollagen Typ I kommt natürlicherweise in Knochen, Sehnen, Bändern, Faszien, Haut und Faserknorpeln vor, ist relativ formstabil und der häufigste Kollagentyp. Allein vom Kollagen des Typs I enthält der Körper des Erwachsenen etwa 2 kg (2). Das Kollagen vom Typ II ist Hauptbestandteil des hyalinen Knorpels und sehr elastisch (2). Typ III findet sich in der Haut, in den Gefässwänden und inneren Organen (7).
Anwendungsgebiete
- In der kosmetischen Chirurgie injiziert man Kollagen in Form von Suspensionen zur Erzielung von Konturänderungen des Gewebes, z.B. zur Unterspritzung der Lippen, injiziert (2).
- Kollagenvlies,- schwamm, -folie oder -puder wird zur lokalen Blutstillung, zur Auffüllung von Gewebsdefekten, als Hautersatz bei Läsionen und grossflächigen Verbrennungen sowie zur Füllung von Knochendefekten eingesetzt (2).
- Kollagen und Gelatine finden u.a. Verwendung in der Arzneimittel- und Klebemittelindustrie (1).
- Wegen der erheblichen Volumenzunahme von Kollagen im Magen wird es auch als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Trinkampullen oder Kapseln als Appetitzügler verwendet (2).
- Kollagenhydrolysate werden als Nahrungsergänzungsmittel (oft in Kombination mit anderen gelenksaktiven Nährstoffen) adjuvant bei arthritischen Beschwerden eingesetzt, wissenschaftliche Beweise für deren Wirksamkeit fehlen bisher (2). Laut Gröber beträgt die empfohlene Tagesdosis von Kollagenhydrolysat bei Arthrose 10g (8).
- Kollagensupplemente finden ihren Einsatz auch im «Beauty»-Bereich gegen den Alterungsprozess der Haut. Inwieweit Kollagenpeptide Hautfeuchtigkeit und Kollagendichte positiv beeinflussen, ist Gegenstand einiger Studien. Die Arbeitsgruppe um Asserin et al. beschäftigte sich mit dem Einfluss einer oralen Zufuhr von Kollagenpeptiden auf Parameter der natürlichen Hautalterung. Dabei beobachtete man in zwei doppelblinden, randomisierten und placebokontrollierten Studien sowohl eine Erhöhung der Hautfeuchtigkeit und Kollagendichte als auch eine Reduzierung der Fragmentierung des Kollagens (9).
Praxistipps
Bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Kollagen bzw. Kollagenhydrolysat sollte die vom Hersteller empfohlene Tagesmenge nicht überschritten werden.
- Grundsätzlich sind die Einnahmevorschriften des jeweiligen Präparates einzuhalten.
- Kollagen bzw. Kollagenhydrolysate sollten meist zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.
- Empfohlen ist eine kurmässige Anwendung über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten.
- Anwendungshinweis: Bei der Anwendung von Kollagenhydrolysat als Pulver verbessert Wärme die Löslichkeit in Wasser.
Im Wechselspiel
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Interaktionen mit Arzneimitteln oder anderen Nährstoffen bekannt (10).
- https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/kollagen/36671
- Teuscher E. Lindequist U., Biogene Arzneimittel, 8. Auflage 2020
- https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kollagene
- https://www.chemie.de/lexikon/Kollagen.html
- Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 265. Auflage 2014, De Gruyter
- Verordnung (EU) Nr. 432/2012 der Kommission vom 16. Mai 2012
- Antwerpes F.; Kollagen; doccheck.com 2018; https://flexikon.doccheck.com/de/Kollagen
- Gröber U., Mikronährstoffe: Metabolic Tuning-Prävention-Therapie, 3. Auflage, WVG Stuttgart 2011
- Asserin J., et al. The effect of oral collagen peptide supplementation on skin moisture and the dermal collagen network: evidence from an ex vivo model and randomized, placebo-controlled clinical trials. J Cosmet Dermatol. 2015 Dec;14(4):291-301. doi: 10.1111/jocd.12174
- https://www.mikronaehrstoffcoach.com/de/at/mikronaehrstoffe/micronutrient.kollagen.html