Die koronare Herzkrankheit im Wandel
Hausärzte spielen eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung der koronaren Herzkrankheit. Prof. Dr. Hans Rickli, Chefarzt Kardiologie, HOCH Health Ostschweiz, gab im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung* einen praxisnahen Überblick zu Diagnostik und Therapie.

2024 veröffentlichte die European Society of Cardiology (ESC) neue Richtlinien zum Management des chronischen Koronarsyndroms (CCS). Diese definieren das Krankheitsbild neu und berücksichtigen nun verschiedene pathophysiologische Aspekte. Ursächlich für ein CCS ist nämlich nicht immer durch Atheromatose bedingte obstruktive Erkrankung der epikardialen Herzkranzgefässe. Auch eine veränderte Mikrozirkulation kann ein CCS bedingen.
Das CCS umfasst somit verschiedene klinische Erscheinungsbilder mit obstruktiv und nicht obstruktiv bedingter Veränderungen, die mit einer koronaren Durchblutungsstörung einhergehen. «Damit rücken die neuen Guidelines die gestörte Mikrozirkulation bei CCS in den Vordergrund», erläuterte Prof. Rickli.
Tatsächlich haben ca. 30–50 Prozent der männlichen und 50 bis 70 Prozent der weiblichen Patienten mit einem CCS keine Koronarstenose, sondern eine mikrovaskuläre oder endotheliale Funktionsstörung. Diesen Patienten hat man lange zu wenig Beachtung geschenkt, räumte Prof. Rickli ein. Die Abkürzung ANOCA bezeichnet eine Angina bei nicht obstruktiven Koronararterien, der Begriff INOCA eine Ischämie bei nicht obstruktiven Koronararterien.
- FomF Hausarzt Fortbildungstage; «Koronare Herzkrankheit: ein praxisorientiertes Update zu Diagnostik und Therapie»; St. Gallen, 6. März 2025.