Erst Menopause, dann Arthrose
Weltweit werden die Menschen älter und chronische Erkrankungen wie eine Arthrose häufiger. Besonders betroffen sind Frauen während und nach der Menopause. Trotz der hohen Krankheitslast waren konkrete Daten dazu bisher rar. Die Global Burden of Disease (GBD) Study 2021 lieferte nun erstmals umfassende Daten zur globalen Verbreitung der Arthrose von postmenopausalen Frauen.

Im Jahr 2020 litten etwa 595 Millionen Menschen und damit ca. 7,6 Prozent der Weltbevölkerung an einer Arthrose. Die Erkrankung ist einer der häufigsten Gründe, warum Menschen über 70 Jahre mit einer körperlichen Einschränkung leben müssen. Sie belastet die Gesundheitssysteme enorm und hat demnach eine hohe gesundheitspolitische Relevanz.
Mit dem Alter nehmen arthrotische Veränderungen zu. Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer. Der Rückgang an Östrogen scheint dabei eine zentrale Rolle zu spielen, da v.a. Frauen während und nach der Menopause betroffen sind. Die Global Burden of Disease (GBD) Study 2021 (1) zielte darauf ab, die globale Belastung von arthrotischen Erkrankungen bei postmenopausalen Frauen zu erfassen und Risikogruppen zu analysieren.
Umfassende Analyse der Krankheitslast
Die Studie lieferte umfassende Daten von 1990 bis 2021. Basierend auf diesen Daten beurteilte ein Forscherteam aus China die Krankheitslast der Arthrose. Dafür verwendeten sie folgende Parameter: Inzidenz und Prävalenz der Arthrose sowie die Disability-Adjusted Life Years (DALYs.). DALYs entsprechen der Anzahl an gesunden Lebensjahren, die die betroffenen Frauen durch die Erkrankung verloren haben.
Die Studie erfasste vier Arthroseformen: Hüft-, Knie-, Hand- und sonstige Gelenksarthrosen. Sie berücksichtigte ausserdem das Alter, den BMI und den soziodemografischen Index (SDI) der Patientinnen. Der SDI ist ein zusammengesetzter Indikator aus Einkommen, Bildungsniveau und Fertilitätsraten. Frauen ab einem Alter von 55 Jahren galten in der Studie als postmenopausal. Den zeitlichen Verlauf der Erkrankung analysierten die Forscher anhand der geschätzten jährlichen Veränderung in Prozent. Die altersstandardisierten Raten berechneten sie auf Basis des globalen Altersstandards.
Je höher Alter und BMI desto höher die Krankheitslast
Zwischen 1990 und 2021 stieg die weltweite Krankheitslast um mehr als das 1,3-Fache. Die Kniegelenksarthrose verursachte die höchste Belastung, die Hüftgelenksarthrose die geringste. Die Forscher verzeichneten die höchste Krankheitslast in Regionen mit hohem SDI. Besonders ausgeprägt war sie beispielsweise im einkommensstarken asiatisch-pazifischen Raum. Insbesondere in Ostasien konnten die Forscher einen starken Anstieg der Krankheitslast beobachten.
Bei allen Arthroseformen nahmen die Prävalenz und DALYs mit dem Alter zu. Frauen litten im Vergleich zu gleichaltrigen Männern deutlich stärker an Arthrosen der Hand- und Kniegelenke. Auffällig war, dass Frauen um das 55. Lebensjahr gehäuft an Handgelenksarthrosen erkrankten, was einen direkten Zusammenhang mit der Menopause nahelegt. Ein weiterer Risikofaktor, der sich besonders gravierend auf die Krankheitslast auswirkte, war ein hoher BMI. Vor allem in Ländern mit hohem bis mittlerem SDI lag der Anteil an BMI-bedingten DALYs über 20 Prozent.
Gezielte Massnahmen gegen Arthrose immer wichtiger
Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, wie wichtig gezielte Massnahmen zur Gesundheitsförderung sind, um die Krankheitslast der betroffenen Frauen zu reduzieren, so die Autoren. Vor allem die Gewichtsreduktion spielt dabei eine zentrale Rolle.
Die Studie hatte allerdings einige Schwächen. Die Autoren räumten z.B. ein, dass viele Frauen bereits vor ihrem 55. Lebensjahr in die Menopause eintreten. Der willkürlich festgelegte Altersgrenzwert berücksichtigte also nicht den tatsächlichen Menopausenstatus. Weiters gab es grosse regionale Unterschiede: In Ländern, in denen mehr Arthroseerkrankungen diagnostiziert wurden, war die Krankheitslast höher. In einkommensschwächeren Ländern blieb sie oft unterdiagnostiziert.
- Xu H et al. Global burden of osteoarthritis among postmenopausal women in 204 countries and territories: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2021. BMJ Glob Health. 2025 Mar 4;10(3):e017198. doi: 10.1136/bmjgh-2024-017198