Gewichtsmanagement und Brustkrebs
Gewichtsmanagement sollte ein integraler Bestandteil der Brustkrebsbehandlung sein. Das unterstreichen unter anderem die Ergebnisse der BWEL- und EBCTCG-Studien. Sie zeigen, dass es nötig ist, Adipositas und Übergewicht nicht nur als Risikofaktoren zu betrachten. Stattdessen sollten sie aktiv in der Therapie angegangen werden.

Die Integration einer Gewichtsabnahme in das onkologische Behandlungskonzept kann die Prognose und Lebensqualität von Patientinnen mit Brustkrebs signifikant verbessern. Das ist das Fazit zweier am San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) 2024 vorgestellten Studien.
Prof. Dr. Jennifer A. Ligibel, Boston stellte die Breast Cancer Weight Loss (BWEL) Studie vor (1). Sie untersuchte den Einfluss einer strukturierten Gewichtsreduktionsintervention (WLI) bei Frauen mit HER2-negativem Brustkrebs im Stadium II-III und einem Body-Mass-Index (BMI) ≥ 27 kg/m².
Gewichtsreduktion verbesserte metabolische und entzündliche Parameter
Insgesamt 3.180 Frauen wurden randomisiert entweder einer Kontrollgruppe (Gesundheitserziehung, HE) oder einer Interventionsgruppe (WLI + HE) zugeteilt. Die Gewichtsreduktionsintervention bestand aus einer telefonbasierten Gesundheitsberatung, die Kalorienrestriktion und gesteigerte körperliche Aktivität umfasste. Fasten-Blutproben wurden zu Studienbeginn sowie nach sechs und 24 Monaten entnommen. Zielparameter waren metabolische und entzündliche Biomarker wie Leptin (-1,8 ng/ml), Insulin (-0,8 mlU/ml) und C-reaktives Protein (-0,4 mg/l).
Die Intervention führte zu signifikanten Verbesserungen aller untersuchten Biomarker. Die BWEL-Studie belegt damit, dass eine strukturierte Gewichtsreduktionsintervention metabolische und entzündliche Prozesse signifikant positiv beeinflussen kann. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Gewichtsmanagement als integralen Bestandteil der Behandlung von Patientinnen mit Brustkrebs und Adipositas, so Dr. Ligibel.
Früher Brustkrebs und Adipositas
Die Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG) analysierte den Einfluss von Übergewicht und Adipositas auf das Risiko von Fernrezidiven und Mortalität bei Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium. Die von Dr. Hongchao Pan, Oxford, präsentierte Metaanalyse umfasste 206.904 Frauen aus 147 randomisierten Studien aus den Jahren 1978 bis 2017.
Die Forscher analysierten dazu Patientendaten mit dokumentiertem BMI (15–50 kg/m²) hinsichtlich des Zeitraums bis zum Fernrezidiv und zur Mortalität.
Die Analyse zeigte eine klare Assoziation zwischen erhöhtem BMI und dem Risiko für Fernrezidive und Mortalität. Die bereinigte Gesamtkennziffer für übergewichtige gegenüber schlanken Frauen betrug 1,07 (95% KI: 1,04–1,10, p < 0,0001), und die für adipöse gegenüber schlanken Frauen 1,17 (95% KI: 1,14-1,20, p<0,0001).
Patientinnen interdisziplinär betreuen
Die Erkenntnisse der beiden Studien haben laut den Vortragenden weitreichende Implikationen für die klinische Praxis. So sollten Patientinnen mit Brustkrebs frühzeitig über die Risiken von Übergewicht und Adipositas aufgeklärt und in Gewichtsmanagementprogramme eingebunden werden.
Onkologen, Ernährungsberaterinnen und Physiotherapeuten sollten dabei gemeinsam an der Entwicklung individualisierter Behandlungspläne für die Patientinnen erarbeiten.
Weitere Studien sollten den Einfluss von Gewichtsmanagement auf langfristige klinische Ergebnisse beim Brustkrebs bewerten, insbesondere in Kombination mit modernen Therapien wie Immun- oder zielgerichteten Therapien.
Weiterlesen
- Ligibel AJ et al. Effect of a weight loss intervention (WLI) on metabolic and inflammatory biomarkers in women with obesity and breast cancer: Results from the Breast Cancer Weight Loss (BWEL) Trial (AllianceSABCS 2024; Abstract SESS-1409
- Pan H et al. Overweight, obesity and prognosis in 206,904 women in the Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG) database. SABCS 2024; Abstract SESS-1911.