Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum L.), auch als Johannisblut bekannt, schätzt man seit der Antike als Schutz- und Heilkraut. Bereits Paracelsus erkannte dabei seine Wirkung gegen psychische Verstimmungen. Heute gilt es als bewährtes pflanzliches Mittel zur Unterstützung bei leichten Depressionen, Antriebslosigkeit und Schlafproblemen.

Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) ist seit der Antike als mystisches Heilkraut zum Schutz gegen jedweden Unbill bekannt und wird auch als Wundheilmittel eingesetzt. Aufschwung erlebte das Johanniskraut im Mittelalter.
Blüte zu Johanni
Der volkstümliche, religiös bedingte Name Johannisblut leitet sich von der tiefroten Farbe des öligen Krautauszugs und dem Beginn der Blüte zu "Johanni" am 24.6. ab. Naturforscher Paracelsus erkannte die Wirkung des Krauts gegen psychische Verstimmungen und empfahl Hypericum offiziell zur innerlichen Einnahme. Den Durchbruch als Arzneimittel schaffte das Johanniskraut um 1985 nach positivem klinischen Nachweis der antidepressiven Wirkung von Extrakten.
Hauptinhaltsstoffe des Johanniskrauts
Der Wirkstoffkomplex des Johanniskrauts setzt sich aus einer Vielzahl phenolischer Naturstoffgruppen zusammen, deren Gehalt je nach Erntezeitpunkt schwanken kann.
Hauptinhaltsstoffe sind zum einen bis zu 0,3 % Naphtodianthronderivate, Hypericine (vorw. Hypericin und Pseudohypericin), die zur Standardisierung mit mind. 0,08 % lt. Arzneibuch herangezogen werden. Weiters finden sich bis 0,4 % Hyperforine (Phloroglucinderivate), Flavonoidglycoside des Quercetintyps (Hypericin), Biflavone (II8-Biapigenin), Procyanidine und Phenolcarbonsäuren. Interessant ist die Wirkung der Flavonoidfraktion. Diese Wirkstoffgruppe erhöht die Löslichkeit der Hypericine bei wässriger Extraktion. Ein Effekt, der für "sekundäre" Pflanzenstoffe bereits nachgewiesen wurde.
Antidepressive Wirkung
Die antidepressive Wirkung von Johanniskraut wurde zunächst mit der Hemmung der Monoaminooxidase A durch Hypericin in Verbindung gebracht. Allerdings konnten Untersuchungen einzelner Inhaltsstoffe keine spezifische Substanz als alleinige Hauptverantwortliche identifizieren. Klinische Studien mit ethanolisch-wässrigen Extrakten zeigten dagegen eine signifikante Verbesserung depressiver Verstimmungen im Vergleich zu synthetischen Antidepressiva (1). Die synergistische Wirkung der verschiedenen Inhaltsstoffe scheint dabei eine entscheidende Rolle zu spielen.
Eine mögliche Ursache für Depressionen wird in einer Dysregulation der Corticoidrezeptoren innerhalb der HPA-Achse (Hypophysen-Hypothalamus-Nebennierenrinde) vermutet. Untersuchungen deuten zudem darauf hin, dass Johanniskrautextrakte auf zellulärer Ebene eine regulierende Wirkung auf die Glucocorticoidrezeptoren GRα und GRβ entfalten (2).
Einsatzgebiete für Extrakte aus Hypericum perforatum
Diese Erkenntnisse unterstützen die Empfehlung von Johanniskraut in Form von Tee oder Extrakten zur innerlichen Anwendung. Mögliche Einsatzgebiete sind saisonal bedingte depressive Verstimmungen, insbesondere Winter- und Frühjahrsdepressionen, sowie Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und leichte Angstzustände. Auch in der Menopause kann Johanniskraut unterstützend wirken, da der natürliche Rückgang des Östrogenspiegels mit einer verminderten Produktion körpereigener Antidepressiva in Verbindung gebracht wird. Vor der Anwendung sollte jedoch eine mögliche Wechselwirkung mit anderen Medikamenten sorgfältig überprüft werden.
CAVE! Johanniskraut reduziert über Cytochrom P450 den Abbau anderer Therapeutika, wie Immunsuppressiva, Digoxin, Statinen, Omeprazol, Benzodiazepinen und oraler Kontrazeptiva! Und es erhöht die Lichtempfindlichkeit (Sonnenschutz SPF50)!
Stimmungsaufhellender Tee
Hyperici herba 30,0 g
Lavandulae flos 20,0 g
Menthae pip. folium 10,0 g
DS: 2 TL heiss übergiessen, nach 10 min abseihen, 3x tgl.
Steckbrief
Familie: | Hypericaceae |
Herkunft: | Nordeuropa |
Droge: | getrocknete, zur Blütezeit geerntete Zweigspitzen |
Anwendungsbereiche: | innerlich: HMPC: leichte Depressionen, Erschöpfungszustände, Nervosität, nervös bedingte intestinale Beschwerden; äusserlich: oberflächliche Wunden, Nachbehandlung stumpfer Verletzungen und Verbrennungen (ölige Auszüge) |
Monographien: | PhEur, HMPC, ESCOP, Kommisin E |
- Schulz V et al. (2006), Phytomed: 199–204
- Malenfant D et al. (2011), J Psychiatr Res: 1170–7