Medical Tribune
10. Feb. 2025Phytomedizin-Steckbrief

Echter Hopfen (Humulus lupulus)

Der Echte Hopfen (Humulus lupulus L.) ist seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt. Seine Bitterstoffe und ätherischen Öle wirken beruhigend, schlaffördernd und entspannend. Studien belegen seine Wirksamkeit als natürliches Sedativum – ein bewährtes Mittel für erholsamen Schlaf und innere Ruhe.

Hopfen (Humulus lupulus)
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Der echte Hopfen (Humulus lupulus L.) gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) und hat eine lange Tradition sowohl als Genussmittelzusatz als auch als Heilpflanze in der Volksmedizin. Im Mittelalter wurde Hopfen etwa als harntreibendes Blutreinigungsmittel geschätzt, während Klosterbrauer sein Aroma für ihre Biere nutzten.

Hopfen ist wie der Hanf eine zwei­häusige Pflanze. Die einjährigen Triebe ranken aus dem ausdauernden Rhizom empor. Kultiviert werden nur weibliche Triebe, da ausschliesslich deren Blütenstände, die Hopfenzapfen (Lupuli flos), Verwendung finden.

Inhaltsstoffe

Der Hauptanteil der wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe befindet sich in den goldenen Drüsenhaaren (Lupuli glandulae) an der Basis der Vorblätter. Aus ihnen lassen sich bis zu 80 Prozent ‚Hopfenharz‘ extrahieren. Komponenten des pe­troletherlöslichen Harzanteils sind prenylierte Phloroglucinderivate, vor allem die Bitterstoffe Humulon und Lupulon sowie deren Derivate.

In vivo oder bei längerer Lagerung kommt es zum Umbau dieser labilen Stoffe zu Alkoholen wie dem 2-Methyl-3-buten-2-ol. In der Droge ist 2-Methylbutenol nur in geringer Konzentration vorhanden. Untersuchungen zeigten deutlich zentral sedierende und motilitätshemmende Effekte dieser Substanz (1).

Bis 3 Prozent ätherisches Öl ist in den Hopfendrüsen enthalten, vorwiegend Mono- und Sesquiterpene (Mycren, Humulen). Flavonoidglycoside mit Quercetin- oder Kämpferolgerüst, 8-Prenylnaringenin sowie ein spezifisches Chalkon (Xanthohumol) wurden nachgewiesen. Für Xanthohumol wurde eine Beteiligung an der sedativen Wirkung untersucht. Ein modulierender Effekt am GABAA-Rezeptor weist darauf hin (2). Gerbstoffe (oligomere Proantho­cyanidine) finden sich vorwiegend im Blattanteil der Zapfen.

Anwendung

Zahlreiche Tierexperimente untersuchten die sedierende und krampflösende Wirkung von Hopfenextrakten. Interessant ist die Wirkung abhängig von der Dosierung. Untersuchungen mit niedrig dosierten Auszügen zeigten sedierende, hypnotische Effekte, während nach hohen Dosen die antikonvulsive Wirkung einsetzte. Klinische Studien bestätigen ausserdem die Wirksamkeit von Hopfen­extrakten als Sedativum und schlafförderndes Mittel. Neuere Studien verzeichnen zudem Erfolge von Hopfenextrakt in der Behandlung autistischer Personen zur Entspannung und Steigerung der Wahrnehmung (3).

Eine wirksamkeitsbestimmende Einzelkomponente gibt es nicht. Die Wirkung des Hopfens liegt wahrscheinlich in der Synergie all seiner Inhaltsstoffe. Hopfenextrakte und Zubereitungen können gefahrlos empfohlen werden: zur Besserung nervös bedingter Beschwerden untertags oder als Einschlafhilfe abends in Kombination mit anderen ausgleichend wirkenden Pflanzen. Flüssige Zubereitungen können äusserlich zur Wund­behandlung und innerlich bei dys­peptischen Beschwerden eingesetzt werden. Zum Wohle!

RP/nerven-beruhigender Tee ohne Baldrian:
Lupuli strobuli, Passiflorae herba, Crataegi fol. et flor., Aurantii flos, Melissae folium aa ad 100 g

1 EL pro Tasse kochend übergiessen und 10 min ziehen lassen.
2–3mal tgl. oder ½ h vor dem Schlafen gehen.

Steckbrief Hopfen

StammpflanzeHumulus lupulus L.
Herkunft und Anbau:Mitteleuropa, vorw. Deutschland und Tschechien
Verwendete Teile:weibliche Blütenstände (Hopfenzapfen) und separierte Glandulae (Hopfendrüsen), die an der Basis der Vorblätter der Zapfen sitzen
Anwendungsbereiche:sedativ zur Linderung von Unruhe und Anspannung sowie bei Schlafstörungen
Monographien:PhEUR 8.0, HMPC, ESCOP, Kommission E