Medical Tribune
19. Nov. 2024Die Pocken geben nicht auf

Mpox 2024: Wiederholte Notlage und die neuesten Erkenntnisse

Im August 2024 rief die WHO erneut eine internationale gesundheitliche Notlage aus, da die Mpox-Fallzahlen in Afrika stiegen. Wie erkennt und behandelt man die Viruserkrankung, und welche Präventionsmassnahmen sind möglich?

Das Mpox-Virus bereitet weiter Kopfzerbrechen.
NIAID/wikimedia commons

Der weltweite Ausbruch des Mpox-Virus (Klade IIb) in mindestens 118 Ländern sorgte vor zwei Jahren für Aufsehen und wurde von der WHO als internationale Gesundheitsnotlage (Public Health Emergency of International Concern; PHEIC) eingestuft.

Über 99.000 Menschen waren betroffen. In Zentralafrika stiegen die Infektionen mit einer zweiten Virusvariante (Klade I) stark an, woraufhin die WHO am 14. August 2024 erneut eine Notlage ausrief.

Ein US-Forscherteam sammelte in einer aktuellen Arbeit wichtige Informationen zu Übertragung, Verlauf, Behandlung und Prävention von Mpox (1).

Übertragung und erste Symptome von Mpox

Prodromalsyndrome treten meist innerhalb von sieben bis zehn Tagen auf. Die Infektion erfolgt hauptsächlich durch direkten Hautkontakt, weshalb Mpox auch zu den sexuell übertragbaren Infektionen zählt.

Zu den häufigsten ersten Anzeichen einer Mpox-Infektion gehören

  • Fieber (62–72 %),
  • Lymphknotenschwellungen (56–86 %),
  • Muskelschmerzen (31–55 %),
  • allgemeines Unwohlsein (23–57 %) und
  • Kopfschmerzen (25–55 %).

Danach entwickeln sich charakteristische Hautläsionen, die zwei bis vier Wochen bestehen bleiben und vier Stadien durchlaufen:

  1. Macula,
  2. Papula,
  3. Vesicula und
  4. Pustula.

Diagnose: Mpox identifizieren

Das Expertenteam empfiehlt, bei Personen mit entsprechenden Hautläsionen und möglicher Mpox-Exposition eine Infektion in Betracht zu ziehen. Die Diagnose lässt sich mittels PCR bestätigen. Abstriche sollten, wenn möglich, an mindestens zwei Hautläsionen an verschiedenen Stellen erfolgen. Die Autoren raten vom Aufstechen oder Aufschneiden der Pusteln ab, um Verletzungs- und Infektionsgefahr zu vermeiden.

Die Differenzialdiagnose umfasst andere Infektionskrankheiten, die Haut- und Schleimhautläsionen verursachen, wie sekundäre Syphilis, Herpes simplex, Varizella zoster, andere Orthopoxviren und Molluscipoxvirus. Die Autoren empfehlen, alle Verdachtsfälle auch auf typische STI wie Gonorrhö, Chlamydiose, Syphilis und HIV zu untersuchen, da 2022 eine hohe Inzidenz von Co-Infektionen festgestellt wurde.

Behandlungsmöglichkeiten bei Mpox

Die Behandlung von Mpox besteht hauptsächlich aus unterstützenden Massnahmen, da die Erkrankung meist selbstlimitierend verläuft, die Läsionen jedoch narbig abheilen können. Im Vordergrund stehen topische Therapien (inkl. Sitzbäder) und Schmerzmittel wie NSAR oder Paracetamol. Bei stärkeren Schmerzen kann auch Gabapentin oder kurzzeitig Opioide sinnvoll sein.

In den USA gibt es derzeit keine zugelassene antivirale Therapie für Mpox. Einige Betroffene erhielten unter bestimmten Umständen off-label Tecovirimat, Brincidofovir oder Cidofovir – mit gemischten Ergebnissen. Die Centers for Disease Control and Prevention halten den Einsatz von Tecovirimat plus Brincidofovir für denkbar, besonders bei schwer immungeschwächten Personen, etwa durch fortgeschrittene HIV-Infektion.

Beim ersten Mpox-Ausbruch mit Klade IIb-Viren traten Infektionen vermehrt bei homo- und bisexuellen Männern sowie Männern, die Sex mit Männern haben, auf. Laut den Autoren verlangsamten Verhaltensänderungen in Risikogruppen den Ausbruch. Dazu zählen eine Reduzierung der Sexualpartner und der Häufigkeit sexueller Kontakte.

Impfungen gegen Mpox: Effektivität und Zielgruppen

Auch Impfungen scheinen zur Eindämmung beigetragen zu haben. «Eine Mpox-Impfung ist wirksam und sollte allen Personen angeboten werden, die einem Mpox-Risiko ausgesetzt sind», so die Forscher. Dazu gehören MSM, homosexuelle Männer und trans Personen, insbesondere bei einer STI-Infektion in den letzten sechs Monaten, sowie Personal spezifischer Labore.

Für Gesundheitsmitarbeiter gibt es derzeit keine explizite Impfempfehlung. Die Wirksamkeit eines Impfstoffs für Erwachsene, der in zwei Dosen verabreicht wird, liegt bei 66 bis 86 Prozent. Die Verfügbarkeit kann jedoch je nach Land und Bedarf begrenzt sein.

Die Impfung kann auch als Postexpositionsprophylaxe nach einem wahrscheinlichen Kontakt mit Mpox-Viren verabreicht werden. Idealerweise erfolgt die Gabe innerhalb von vier Tagen nach der Exposition, sie kann jedoch auch bis zu vierzehn Tage danach angewendet werden.

Reservoir und Übertragungswege von Mpox

Mpox leitet sich zwar vom englischen Monkeypox für Affenpocken ab, als Reservoirwirt werden aber kleine Nagetiere aus dem afrikanischen Regenwald vermutet, z. B. Rotschenkelhörnchen (Funisciurus).

Vom Tier auf den Menschen übertragen werden die Viren primär via Direktkontakt mit infizierten Läsionen bzw. Körperflüssigkeiten sowie über Tierbisse und -kratzer. Kontaminierte Gegenstände, Kleidung/Stoffe kommen nur selten als Erregerquelle infrage. Seit 2022 verbreitet sich das Virus hauptsächlich von Mensch zu Mensch über Haut- bzw. Sexualkontakt.

Eine Ansteckung mit Mpox (Klade IIb) im Rahmen der Versorgung von Infizierten kam bisher kaum vor, wenn dann i. d. R. durch Verletzungen mit kontaminierten Nadeln oder Skalpellen. Dennoch wird das Tragen von Schutzkittel, Handschuhen, Augenschutz und einer FFP2-Maske empfohlen.