Rotaviren-Impfung sicher für Säuglinge nach Biologika-Exposition
Eine neue Studie bestätigt die Sicherheit der Lebendimpfung gegen Rotaviren bei Säuglingen, deren Mütter in der Schwangerschaft aufgrund von entzündlichen Darmerkrankungen Biologika wie TNF-Blocker erhielten. Die Ergebnisse stützen eine wachsende beruhigende Datenlage.
Die prospektive Kohortenstudie im Journal Clinical Gastroenterology and Hepatology (1) untersuchte 57 Säuglinge von 52 Müttern mit entzündlichen Darmerkrankungen. Die Mütter erhielten während der Schwangerschaft Biologika wie Infliximab, Adalimumab, Vedolizumab und Ustekinumab, meistens auch während des dritten Schwangerschaftstrimesters.
Obwohl Rückstände der Wirkstoffe im Serum der Kinder nachweisbar waren, traten nach der Rotaviren-Impfung bei ihnen kurz- und mittelfristig keine relevanten Nebenwirkungen auf.
Rotaviren-Impfung für Biologika-exponierte Säuglinge?
Seit dem Jahr 2013 werden Säuglinge in der Schweiz routinemässig gegen Rotaviren geimpft, um schwere Durchfallserkrankungen zu verhindern.
Biologika sind plazentagängig, und können daher möglicherweise das Immunsystem des Fötus beeinflussen. Aufgrund dieser Bedenken gibt es bislang Unsicherheiten, ob Säuglinge, die in utero gegenüber Biologika exponiert waren, eine Rotaviren-Impfung erhalten sollten.
Die aktuelle Studie liefert nun wichtige Erkenntnisse für die Impfentscheidung.
Ergebnisse der Studie
Die beobachteten 57 Säuglinge wiesen im Alter von 10 Wochen noch Biologika-Rückstände im Serum auf. Sie zeigten jedoch keine auffälligen Befunde bei klinischen Untersuchungen und bei der von den Forschern durchgeführten umfassenden Analyse der Immunfunktion.
50 der Kinder erhielten ab einem medianen Alter von 13 Wochen die Rotaviren-Schluckimpfung; 88 Prozent schlossen das Impfprogramm vollständig ab.
Untersucht auf Impfreaktionen sieben Tage bzw. einen Monat nach jeder Dosis, sowie im Lebensalter von neun Monaten, zeigte keines der Kinder Hinweise auf die für die Rotavirus-Impfung typischen Nebenwirkungen wie Fieber, Durchfall oder Erbrechen.
Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass die Rotavirus-Lebendimpfung bei Säuglingen von Biologika-behandelten Müttern als risikoarm angesehen werden kann.
Zweite systematische Übersichtsarbeit bestätigt Ergebnisse
Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch eine kürzlich veröffentlichte systematische Übersichtsarbeit (2), die Daten von über 300 Säuglingen aus zehn Veröffentlichungen analysierte, deren Mütter während der Schwangerschaft aufgrund einer Autoimmunerkrankung Biologika, insbesondere Anti-TNF-Medikamente wie Infliximab, Adalimumab oder Golimumab, erhielten.
Auch diese Studie zeigte keine relevanten Nebenwirkungen der Rotavirus-Impfung bei exponierten Säuglingen. Die Ergebnisse legen für die Autoren nahe, dass die Impfung bei Biologika-exponierten Kindern nicht weniger sicher ist als bei nicht exponierten Kindern. Sie fordern, dass die Richtlinien entsprechend angepasst werden sollten.
Fazit
Die Autoren hoffen, dass sich durch diese Erkenntnisse die Impfbereitschaft bei Biologika-exponierten Säuglingen steigern lässt. Die aktuellen Daten legen für sie keine Notwendigkeit für Vorsichtsmassnahmen oder routinemässige Anpassungen der Therapiepläne während der Schwangerschaft nahe.
- Ernest-Suarez K et al. Live Rotavirus Vaccination Appears Low-risk in Infants Born to Mothers With Inflammatory Bowel Disease on Biologics. Clin Gastroenterol Hepatol. 2024 Jul 31:S1542-3565(24)00677-3. doi: 10.1016/j.cgh.2024.07.007.
- Schell TL et al. Safety of Rotavirus Vaccination in Infants That Were Exposed to Biologics In Utero: A Systematic Review. Inflamm Bowel Dis. 2024 Sep 20:izae220. doi: 10.1093/ibd/izae220.