Neue Erkenntnisse zum embolischen Schlaganfall unklarer Genese (ESUS)
Bei einem von sechs Menschen mit embolischem Schlaganfall bleibt die Ursache trotz gründlicher Diagnostik unbekannt. Um das Risiko frühzeitig zu erkennen und Rückfälle zu vermeiden, sind bessere Strategien nötig. Drei Fachgesellschaften haben ein Konsenspapier zum ESUS (embolic stroke of undetermined source) erstellt.
Früher nahm man an, dass das Risiko für einen atherosklerotisch bedingten ischämischen Schlaganfall vom Ausmass der Carotisstenose abhängt – je enger der Durchlass, desto schwerer die Symptome.
Diese Einschätzung stammt aus einer Zeit, als die Angiografie nur die Dicke der Läsionen, nicht aber deren Struktur zeigen konnte.
Wenn die Plaques zu dünn waren und keine andere Ursache gefunden wurde, galt der Schlaganfall als ESUS (embolic stroke of undetermined source), so die gemeinsame Konsensuserklärung des ESC Council on Stroke, der European Association of Cardiovascular Imaging und der European Heart Rhythm Association (1).
Neue Erkenntnisse durch moderne Bildgebung
Moderne Bildgebung liefert nun Informationen über Struktur und Zusammensetzung der Plaques sowie deren Neigung zur Ruptur. Bestimmte Gefässveränderungen erhöhen das Risiko für ischämische Ereignisse, unabhängig vom Grad der Stenose.
Studien zeigen, dass riskante Läsionen bei ESUS-Patienten fünfmal häufiger ipsilateral auftreten wie kontralateral. Gefährliche Karotisplaques sind nach einem ESUS doppelt so häufig wie nach einem kardioembolischen oder Small-Vessel-Schlaganfall.
- Ntaios G et al. Embolic strokes of undetermined source: a clinical consensus statement of the ESC Council on Stroke, the European Association of Cardiovascular Imaging and the European Heart Rhythm Association of the ESC. Eur Heart J. 2024 May 21;45(19):1701-1715. doi: 10.1093/eurheartj/ehae150