Medical Tribune
20. Juni 2024Begünstigende Faktoren unter der Lupe

Pneumocystis-Pneumonie: Immunsuppression als Haupttreiber

Früher galten vor allem Patienten mit HIV-Infektionen als Hochrisikogruppe für eine Pneumonie verursacht durch Pneumocystis jirovecii (früher: P. carinii). Das hat sich geändert. Eine Studie zeigt: Der Keim gefährdet hauptsächlich Immunsupprimierte, darunter Patienten mit Tumorerkrankungen oder unter Langzeit-Kortikosteroid-Gaben.

Pneumocystis jirovecii, opportunistic fungus which causes pneumonia in patients with HIV, 3D illustration
Dr_Microbe/stock.adobe.com

Die Abbildung zeigt eine Illustration von Pneumocystis jirovecii.

Eine Pneumonie, hinter der der Keim Pneumocystis jirovecii steckt geht oft tödlich aus.

Eine retrospektive Beobachtungsstudie unter französischer Führung hat nun untersucht, welche Grunderkrankungen und Therapien heutzutage mit ihrem Auftreten verknüpft sind.

Für ihre Studie analysierten sie 481 Patienten mit wahrscheinlicher oder gesicherter Pneumocystis-Pneumonie, die über elf Jahre (Januar 2011 bis Dezember 2021) in drei französischen Zentren behandelt wurden. Bei gut einem Drittel war die Infektion gesichert, der Erreger liess sich in der direkten Mikroskopie nachweisen. Die übrigen Patienten wurden aufgrund eines positiven Pneumocystis-Nachweises mittels quantitativer PCR als wahrscheinlich infiziert eingestuft.

Alle Patienten hatten eine Immunsuppresion

Alle Betroffenen litten unter einer Form der Immunsuppression. Am häufigsten diagnostizierten die Wissenschaftler ein hämatologisches Malignom (fast ein Viertel der Patienten). Danach folgten HIV-Infektionen, Status nach Transplantation eines soliden Organs, immunvermittelte inflammatorische Erkrankungen (z.B. rheumatoide Arthritis, Vaskulitis) und solide Tumoren. Nur etwa jeder Zehnte hatte vor der Diagnose der Lungenentzündung eine Pneumocystis-Prophylaxe erhalten.

Fast alle Patienten wurden mit Trimethoprim/Sulfamethoxazol behandelt, knapp die Hälfte erhielt zusätzlich Kortikosteroide. Die 90-Tage-Sterblichkeit betrug insgesamt 26 %, lag aber bei Patienten mit immunvermittelten inflammatorischen Erkrankungen und solchen mit soliden Tumoren (meist schon mit Fernmetastasen) deutlich höher. Am geringsten war die Rate bei HIV-Patienten.

Tumoren verschlimmern die Pneumocystis-Pneumonie

Die multivariate Analyse zeigte, dass ein solider Tumor die Sterblichkeit bis Tag 90 mehr als verfünffachte. Die Langzeiteinnahme von Kortikosteroiden (v.a. ≥ 10 mg/d Prednison) verdoppelte das Risiko.

Auch ein höherer SOFA-Score (zeigt schwere Organfunktionsstörungen an) bei Aufnahme war unabhängig mit der Mortalität assoziiert. Betrachtete man nur die Patienten ohne HIV-Infektion, so standen immunvermittelte inflammatorische Erkrankungen nach soliden Tumoren an zweiter Stelle der Mortalitätstreiber (Odds Ratio 2,19). Der direkte Nachweis von P. jirovecii in Sputum/BAL verdoppelte ebenfalls die 90-Tage-Letalität.