Medical Tribune
17. Juni 2024Haut-Diagnose aus der Ferne

Teledermatologie in der Pädiatrie

Ob Milchschorf oder Dellwarze: Erfahrene Hautärzte erkennen viele dermatologische Krankheitsbilder bei Kindern und Jugendlichen auf den ersten Blick. Die Teledermatologie könnte die Versorgung verbessern und Ärzte entlasten.

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Die Teledermatologie kann den Weg zur Diagnose verkürzen.

Patienten warten oft lange auf einen Termin beim Hautarzt. Besonders für Kinder und Jugendliche mit Hauterkrankungen ist das problematisch, da pädiatrisch erfahrene Dermatologen selten sind, schreiben die Autoren einer neuen Studie (1).

Kinderärzte können diese Lücke nicht füllen, da die Dermatologie in ihrer Ausbildung zu kurz kommt. Das zeigt sich daran, dass 50 bis 70 Prozent der von Pädiatern gestellten dermatologischen Diagnosen bei Nachuntersuchung durch einen Dermatologen falsch sind, so die Autoren. Auch für die adäquate Therapie von Hauterkrankungen bei Kindern sind besondere Kenntnisse erforderlich.

Abhilfe könnte hier die Teledermatologie schaffen. Sie ermöglicht Blickdiagnosen ohne viele Zusatzuntersuchungen und bietet dabei grosse diagnostische Sicherheit und Therapieeffizienz. Meist sind auch die Patienten mit dieser Möglichkeit zufrieden.

Fotos hochladen oder direkt in Videokontakt treten

Im deutschsprachigen Raum gibt es bereits zahlreiche Anbieter für Teledermatologie. Drei davon sind ausschliesslich auf Kinder spezialisierte Dienstleister, bei zwei weiteren gibt es telepädiatrische und -dermatologische Angebote. Zur Wahl stehen Videokonsultationen im Direktkontakt zwischen Arzt und Patient oder Bild-Text-Verfahren, bei denen der Patient Fotos und anamnestische Angaben hochlädt, die der Arzt zeitlich unabhängig auswerten kann.

Trotz der zunehmenden Verbreitung fehlten bisher aussagekräftige Studien zur pädiatrischen Teledermatologie. Die Autoren haben daher eine unselektierte Kohorte von Kindern und Jugendlichen (0–17,9 Jahre) analysiert, die zwischen Dezember 2021 und Juli 2023 zur Abklärung von Hauterkrankungen die Dienste eines zertifizierten Teledermatologie-Anbieters in Anspruch genommen haben. Alle Teilnehmer hatten drei Bilder ihrer Hautläsionen und einen kurzen Anamnese-Bogen zur Verfügung gestellt. Die jungen Patienten waren im Mittel acht Jahre alt – mit Altersgipfeln bei 0–2 sowie 15–17 Jahren.

Mehr infektionsassoziierte Erkrankungen bei Kindern

Es wurden 233 verschiedene Hauterkrankungen diagnostiziert. Am häufigsten (31 %) war die Diagnose Ekzem, wobei das atopische Ekzem bei Kindern unter zwei Jahren an erster Stelle stand.

Die zweithäufigste Erkrankung war Akne (14 %) – vor allem bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren.

Im Gegensatz zu ähnlichen Untersuchungen zeigte sich eine grosse Bandbreite von Erkrankungen, darunter häufige wie Mollusca contagiosa und Hämangiom genauso wie seltene und sehr seltene Diagnosen. Im Unterschied zu teledermatologischen Studien bei Erwachsenen wurden auch öfter Virusexantheme und andere infektionsassoziierte Erkrankungen diagnostiziert.

Kinder und Jugendliche machen einen beachtlichen Teil der teledermatologischen Konsultationen aus, schreiben die Autoren. Aus ihrer Sicht kann die pädiatrisch ausgerichtete Teledermatologie eine wertvolle Ergänzung zur Vor-Ort-Untersuchung sein und helfen, die Wartezeiten auf einen Facharzttermin zu verkürzen.