Beginnende Ulzeration beim Melanom ernst nehmen
Auch wenn sie im Anfangsstadium leicht zu übersehen ist: Bereits eine beginnende Ulzeration verschlechtert die Prognose beim primären kutanen Melanom. Das sollte auch therapeutisch beachtet werden. Das ist das Fazit einer aktuellen Fall-Kontroll-Studie.
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- Paver EC et al. Prognostic Significance of Incipient Ulceration in Primary Cutaneous Melanoma. JAMA Dermatol. 2023; doi: 10.1001/jamadermatol.2023.4193
Eine Ulzerierung von primären kutanen Melanomen ist prognostisch ungünstig. Diese Eigenschaft wird in der Klassifikation des American Joint Committee on Cancer (AJCC) durch eine Zuordnung in ein höheres T-Stadium berücksichtigt. Das ermöglicht beispielsweise eine adjuvante Systemtherapie.
Erfüllen Melanome jedoch nicht alle diagnostischen Kriterien der aktuellen AJCC-Definition zur Ulzeration, ordnet man sie histopathologisch den nichtulzerierenden Melanomen zu. Dass dieses Vorgehen nicht unproblematisch ist, zeigt eine aktuelle Studie, durchgeführt von australischen Forschern (1).
Risiko bereits bei beginnend ulzerierenden Melanomen erhöht
Die retrospektive Fall-Kontroll-Studie untersuchte Fälle von primären kutanen Melanomen. Sie alle waren zwischen 2005 und 2015 reseziert und in der Datenbank des Melanoma Institute Australia erfasst worden. Erfahrene Pathologen reevaluierten dabei die histologischen Schnitte. Sie trennten dabei beginnend ulzerierende Melanome (n = 40) von den nichtulzerierenden und den ulzerierenden (jeweils n = 80).
Danach verglichen die Forscher das Gesamtüberleben, das melanomspezifische sowie das rezidivfreie Überleben. Insgesamt 200 Patienten, mit einem medianen Alter von 69 Jahren und einer medianen Nachbeobachtungszeit von 7,2 Jahren, wurden in die Studie aufgenommen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Breslow-Dicke als Mass für die Tumorausdehnung und die Mitoserate der beginnend ulzerierenden Fälle im Schnitt zwischen denen der beiden anderen Gruppen lag.
Bei beginnender Ulzeration bestand ein höheres Risiko für eine Invasion der Lymphgefässe, eine positive Sentinel-Lymphknoten-Biopsie und das Vorliegen von Satellitenmetastasen als bei den nichtulzerierenden.
Auch Gesamt- und rezidivfreies Überleben waren in der nichtulzerierenden Gruppe signifikant höher als bei den beginnend ulzerierenden Fällen.
Zuordnung überdenken!
Die Autoren fassen zusammen, dass die Zuordnung des aggressiveren, beginnend ulzerierenden Melanoms zu den nichtulzerierenden Melanomen durch das damit einhergehende niedrigere T-Stadium nicht geeignet erscheint.