Medical Tribune
26. Juni 2024Vor allem Bluttests könnten mehr Patienten für Screenings motivieren

Nichtinvasive Ansätze für die Darmkrebs-Vorsorge

Kolon- und Rektummalignome lassen sich in frühen Stadien leicht erkennen. Als Goldstandard für die Darmkrebs-Früherkennung gilt dabei die – recht unpopuläre – Endoskopie. Ein neuer Stuhl- und ein neuer Bluttest könnten echte Alternativen bieten.

Neue Stuhl- und Bluttests könnten das Arsenal der nichtinvasiven Methoden bei der Darmkrebs-Vorsorge erweitern.
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Neue Stuhl- und Bluttests könnten das Arsenal der nichtinvasiven Methoden bei der Darmkrebs-Vorsorge erweitern.

Nichtinvasive Screening-Methoden sind im Zuge der Darmkrebs-Vorsorge nicht neu. Ein Beispiel ist der altbekannte Test auf okkultes Blut als Anzeiger für Malignome im Darm, der auf einer chemischen Reaktion basiert (1).

Fäkal-immunologische Tests (FIT), die auf immunologischen Mechanismen beruhen, vereinfachen die Untersuchung weiter und bieten höhere Sensitivität und Spezifität.

Stuhltest auf Darmkrebs mit verbesserter Sensitivität zur FIT

US-amerikanische Forscher prüften nun einen weiterentwickelten Stuhltest, der sowohl DNA-Marker als auch Blut nachweist, bei über 20.000 asymptomatischen Personen ab 40 Jahren (2). In nachfolgenden Koloskopien entdeckten sie bei den Probanden 98 Kolon- bzw. Rektumkarzinome und 2.144 fortgeschrittene Präkanzerosen.

Der Stuhltest zeigte eine Sensitivität von 93,9 % für manifeste Malignome (43,4 % für fortgeschrittene Präkanzerosen) und eine Spezifität von 90,6 % für fortgeschrittene Neoplasien (92,7 % für fehlende Malignome bzw. unauffällige Koloskopien). Allerdings sank die Spezifität für fortgeschrittene Neoplasien mit dem Alter, von 92,7 % bei Menschen bis 65 Jahren auf 88,2 % bei über 65-Jährigen.

Der neue Test zeigte im Vergleich zum herkömmlichen FIT eine deutlich bessere Sensitivität für Malignome und Prä-Malignome, jedoch eine schlechtere Spezifität für fortgeschrittene Neoplasien. Die Spezifität des FIT blieb ausserdem über alle Altersgruppen hinweg hoch.

Spezifität nahm auch beim Bluttest mit dem Alter ab

Ein anderes US-amerikanisches Team prüfte ausserdem einen neuen Bluttest auf Darmkrebs (3). Die Forscher suchten bei den fast 7.900 Teilnehmern ihrer Validierungsstudie im Plasma nach zellfreier DNA (cfDNA), die auf einen kolo­rektalen Krebs hinweist (Verfahren s. Kasten).

So läuft der Test auf zellfreie DNA ab

In allen Körperflüssigkeiten finden sich extrazelluläre DNA-Moleküle, die aus verschiedenen Geweben stammen können.

Der cfDNA-Bluttest untersucht zum einen die Fragmentierung der DNA und Charakteristika der Fragment-Enden. Zum anderen bestimmt er das Muster der DNA-Methylierung.

Und schliesslich sucht der Test nach Mutationen des KRAS- und des APC-Gens, die mit der Malignom­entstehung zusammenhängen. Kombiniert errechnet sich ein Score, der für normale (negative) oder abnorme (positive) Testergebnisse steht.

In der Studie litten 65 der Teilnehmer laut Koloskopie an einem Malignom, bei 54 von ihnen war der cfDNA-Test positiv. Daraus ergibt sich eine Sensitivität der Blutuntersuchung von 83,1 Prozent.

Die Sensitivität für fortgeschrittene präkanzeröse Läsionen lag allerdings bei nur 13,2 Prozent. Umgekehrt war der Test bei 457 Patienten positiv, denen die Endoskopie keinerlei neoplastische Befunde oder fortgeschrittene Adenome bescheinigte, was eine Spezifität für jegliche fortgeschrittene Neoplasie von 89,6 Prozent ergibt.

Ein einfacher Bluttest zur Diagnose von kolorektalen Malignomen ist machbar, kommentiert Dr. Dennis Lo von der chinesischen Universität Hongkong die Ergebnisse von Dr. Chung und Kollegen (4).

Mehr Patienten zur Darmkrebs-Vorsorge bewegen

Allerdings seien die gefundenen DNA-Bestandteile nicht spezifisch für Darmkrebs, sondern könnten auch bei anderen Malignomen auftreten. Zudem sank die Spezifität des Bluttests mit dem Alter, vermutlich durch altersbedingte Veränderungen im Methylierungsmuster. Dr. Lo hinterfragt auch das Drei-Jahres-Intervall, das der Hersteller für die Wiederholung des Tests empfiehlt.

Nichtsdestotrotz könnten die neuen nichtinvasiven Ansätze zukünftig die Aussagekraft der Screenings verbessern, so Dr. Carethers. Untersuchungen an Blut statt an Stuhlproben könnten zudem mehr Patienten zur Teilnahme an einem Screening bewegen.