Medical Tribune
6. Juni 2024Jenseits von Taube und Wellensittich

Exogen allergische Alveolitis: Welches Allergen ist schuld?

Die exogen allergische Alveolitis hat viele Ursachen. Es kann jedoch schwierig sein, den genauen Auslöser zu identifizieren. In solchen Fällen sind hartnäckige Nachforschungen und Keimnachweise hilfreich.

eine alte hölzerne Scheunentür mit einem Heuhaufen davor
wernerimages/stock.adobe.com

Landwirte leben aus pneumologischer Sicht gefährlich. Auslöser für eine exogen allergene Alveolitis lauern nicht nur in Federn und Kot von Geflügel, sondern auch auf gammeligem Heu, Stroh und Getreide.

Die Vogelhalterlunge ist wahrscheinlich die häufigste Form der exogen allergischen Alveolitis (EAA), aber nicht die einzige (siehe Kasten). In den meisten Fällen sind Tauben oder Wellensittiche verantwortlich, da ihr Kot, Federn und Staub allergische Reaktionen auslösen können. Aber auch andere Vögel wie Eulen, «Unzertrennliche», Fasane und Stare können als Allergenquellen dienen.

Ein Beispiel hierfür ist eine 51-jährige Frau, die regelmässig durch einen Park lief, in dem sich viele Stare aufhielten, und dadurch an einer EAA erkrankte, wie Professor Dr. Dirk Koschel vom Fachkrankenhaus Coswig in der Nähe von Dresden berichtet (1).

Auch diese EAA gibt es

Mittlerweile sind etliche Formen der exogen allergischen Alveolitis beschrieben, darunter sind:

  • Blasinstrumentenalveolitis
  • Dampfbügeleisenalveolitis
  • Friseuralveolitis
  • Holzschnitzelalveolitis
  • Isocyanatalveolitis
  • Käsewäscherkrankheit
  • Kürschnerlunge
  • Rattenalveolitis
  • Saunalunge
  • Tomatenzüchterlunge
  • Waschmittellunge
  • Winzerlunge
  • Bäckerlunge

Auch indirekte Allergenexpositionen können für die EAA verantwortlich sein

Bereits die indirekte Exposition gegenüber Vögeln kann dabei zu dieser Erkrankung führen, beispielsweise wenn der Vorbesitzer eines Hauses jahrelang Wellensittiche gehalten hat oder Federn eines verstorbenen Wellensittichs aufbewahrt werden.

Ein 62-jähriger Mann entwickelte beispielsweise nach Treffen mit seiner neuen Partnerin grippeähnliche Symptome und Müdigkeit, die sich verschlimmerten, als sie sich in ihrem neuen Haus trafen. Dorthin war die Frau nach der Trennung von ihrem Mann gezogen, und hatte neben Kleidung auch ein paar Möbelstücke mitgenommen. Wie sich nach einigem Nachfragen herausstellte, hatte der Ex-Ehemann Kanarienvögel gezüchtet.

Eine exogen allergische Alveolitis kann dabei aber auch durch Allergene im eigenen Bett ausgelöst werden, nicht nur durch Daunen- oder Federkissen und -decken, wie eine Veröffentlichung von 2021 zeigt. Zum Beispiel reagierten eine Mutter und ihre Tochter auf Schimmelpilze in ihrer Kaltschaummatratze bzw. ihrem Schaumstoffkissen mit einer Alveolitis.

Farmerlunge, Befeuchterlunge

Etwa zwei bis vier von 10.000 Landwirten in Europa entwickeln durch den Kontakt mit schimmeligem Heu, Stroh und Getreide eine sogenannte Farmerlunge. Die Auslöser können sein:

  • Thermophile Aktinomyzeten,
  • Aspergillen,
  • Absidia corymbifera und
  • Eurotium amstelodami.

Bei etwa jedem dritten bis vierten Betroffenen kommt es zu einem Lungenemphysem.

Ebenfalls zu den bekannteren EAA gehört die Befeuchterlunge. Sie kann durch Bakterien und Schimmelpilze ausgelöst werden. Früher betraf sie vor allem Menschen, die in Schreinereien, Druckereien oder Buchbindereien mit alten Befeuchtersystemen arbeiteten. In jüngerer Zeit trat sie dann wieder öfter auf: Zimmerspringbrunnen waren modern geworden.

Ein Beispiel hierfür ist ein 45-jähriger Geologe und Reiseführer, der bei seiner Arbeit in Spitzbergen oder in seinem Haus dort Husten, Atembeschwerden, Fieber und Schüttelfrost entwickelte. Die Ursache war ein Luftbefeuchter, den er benutzte, um das Holz seiner Gitarre vor der trockenen arktischen Luft zu schützen. Als er den Luftbefeuchter nicht mehr nutzte, verschwanden seine Beschwerden.

Professor Koschel präsentierte aber noch weitere ungewöhnliche Ursachen für die exogen allergische Alveolitis. Ein Mann, der auf einer Lachsfarm arbeitete, entwickelte jeweils drei bis vier Stunden nach Arbeitsbeginn Husten, Atemnot und Fieber. In der Umgebungsluft liess sich dabei ein hoher Proteingehalt nachweisen. Bei dem Patienten fiel dann die inhalative Provokation durch Versprühen von Lachsfleisch-Dispersion positiv aus.

EAA durch Sojasauce

Ein weiteres seiner Beispiele war eine 63-jährige Frau, die in der Koji-Herstellung arbeitete und dadurch eine Alveolitis entwickelte.

Koji ist ein mit einer Pilzkultur (Aspergillus oryzae) versetztes Getreide, das zur Fermentation japanischer Lebensmittel wie Amazake, Miso oder Shoyu gebraucht wird. In der Lunge der Patientin liess sich der Schimmelpilz mittels BAL nachweisen.

Aspergillus oryzae löste dabei auch noch bei einem anderen Patienten – Arbeiter in einer Sojasaucen-Brauerei – eine Sojasaucen-Alveolitis aus. Ebenfalls durch den Keim können Asthma bronchiale und die allergische bronchopulmonale Aspergillose verursacht werden.

Ein weiterer interessanter Fall ist die «AFGIDA»-Alveolitis, die Professor Koschel vorstellte. Ein ehemaliger Raucher und Busfahrer litt dabei unter Reizhusten und Belastungsdyspnoe. Über seinen Lungen liess sich ein trockenes Knisterrasseln auskultieren, in der HRCT waren Milchglastrübungen und ein Mosaikmuster zu erkennen. Das spezifische IgG für Aspergillus fumigatus wurde mit > 200 mg/l deutlich erhöht gemessen.

Schliesslich wurde der Pilz in Abstrichen von Dach und Gurten seines alten Buses, den er für Touristenfahrten nutzte, nachgewiesen.