Medical Tribune
9. Apr. 2024Wenn der LDL-C-Wert in die Irre führt

Kardiovaskuläres Risiko: Non-HDL-Cholesterin oft die bessere Wahl

Der LDL-Cholesterinspiegel ist nicht immer zuverlässig, wenn es um die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht. Personen mit hohem kardiovaskulärem Restrisiko trotz Statin-Therapie lassen sich stattdessen eher mit dem Non-HDL-Cholesterin-Wert identifizieren.

Take Home Messages

  • Das Non-HDL-Cholesterin bezeichnet das Gesamtcholesterin abzüglich des HDL-Cholesterins
  • Damit sind alle kardiovaskulär Wirksamen Cholesterin-Arten im Non-HDL-Wert enthalten (z.B. LDL-, VLDL bzw. IDL-Cholesterin)
  • Eine Studie zeigte nun, dass der Non-HDL-Cholesterin-Wert bei Patienten unter Statinbehandlung mit hohem kardiovaskulären Restrisiko einen guten Aussagewert hat.
Herzkranzgefäss
wikimedia/Nephron
Auch bei vorbildlichem LDL-C kann ein Herzkranzgefäss so aussehen.

Obwohl Statine in der Sekundärprävention von Herzinfarkt und Schlaganfall erfolgreich sind, gibt es immer noch Patienten, die trotz einer Senkung von LDL-Cholesterin auf Werte ≤1,8mmol/l ein hohes kardiovaskuläres Risiko haben.

Eine neue Studie aus Dänemark hat sich damit beschäftigt, ob der Non-HDL-Cholesterin (Non-HDL-C)-Wert dazu dienen könnte, Personen unter Statintherapie mit hohem kardiovaskulären Restrisiko zu identifizieren.

Non-HDL-C umfasst dabei das gesamte atherogene Cholesterin, das an LDL-C und triglyzeridreiche Lipoproteine gebunden ist. Eindeutige Empfehlungen in Bezug auf den Zielwert von Non-HDL-C bei Personen mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko gibt es aktuell aber noch nicht.

Non-HDL-Cholesterin identifizierte Risikopatienten

Die Studie umfasste 23.641 Patienten mit ischämischer Herzkrankheit aus einer dänischen Studienpopulation. Einschlusskriterium war ein unter­ Statintherapie kontrollierter LDL-C-Wert von ≤1,8 mmol/l.

Die Teilnehmer wurden in vier gleich grosse Gruppen anhand ihrer Non-HDL-C-Werte eingeteilt: <1,7mmol/l, 1,7–2,1mmol/l, 2,2–2,6 mmol/l, ≥2,7mmol/l. Anhand dieser Einteilung wurde die Häufigkeit von atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (definiert als kombinierter Endpunkt aus Herzinfarkt oder ischämischem Schlaganfall) und Todesfällen jeglicher Ursache bewertet.

Die mittlere Follow-up-Zeit betrug 4,1 Jahre. Die Ergebnisse zeigten eine Korrelation zwischen Non-HDL-C und den untersuchten kardiovaskulären Ereignissen. Im Gegensatz zu LDL-C: In der Gruppe mit den niedrigsten Non-HDL-C-Werten (<1,7mmol/l) war das Risiko für Herzinfarkte und ischämische Schlaganfälle in den drei Gruppen mit höheren Non-HDL-C-Werten um das 1,1-, 1,4- bzw. 1,8-fache erhöht.

In Bezug auf die Mortalität belief sich das Risiko in diesen Gruppen auf das 1,0-, 1,2- bzw. 1,4-fache.

Auch bei Statintherapie ist noch Luft nach oben

Die Autoren beschreiben die Messung von Non-HDL-C als einfache, kostengünstige Massnahme, die Patienten mit bereits gut kontrolliertem LDL-C identifizieren kann, die ein hohes kardiovaskuläres Restrisiko aufweisen.

«Auf der Grundlage aller verfügbaren Belege kann der Nicht-HDL-C-Wert jetzt als besserer Prädiktor für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen werden als der LDL-C-Wert, sowohl bei der primären als auch bei der sekundären präventiven Therapie von Patienten, die Statine erhalten - bis zu einem LDL-C-Wert unter 1,8 mmol/L» schreiben die Forscher.

Die Studienergebnisse deuten aber auch darauf hin, dass die Sekundärprävention möglicherweise verbessert werden könnte. So hatten Patienten, die eine Hochdosis-Statintherapie erhielten, tendenziell die niedrigsten Non-HDL-C-Werte.