Kardiovaskuläres Risiko: Non-HDL-Cholesterin oft die bessere Wahl
Der LDL-Cholesterinspiegel ist nicht immer zuverlässig, wenn es um die Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht. Personen mit hohem kardiovaskulärem Restrisiko trotz Statin-Therapie lassen sich stattdessen eher mit dem Non-HDL-Cholesterin-Wert identifizieren.
Take Home Messages
- Das Non-HDL-Cholesterin bezeichnet das Gesamtcholesterin abzüglich des HDL-Cholesterins
- Damit sind alle kardiovaskulär Wirksamen Cholesterin-Arten im Non-HDL-Wert enthalten (z.B. LDL-, VLDL bzw. IDL-Cholesterin)
- Eine Studie zeigte nun, dass der Non-HDL-Cholesterin-Wert bei Patienten unter Statinbehandlung mit hohem kardiovaskulären Restrisiko einen guten Aussagewert hat.
Obwohl Statine in der Sekundärprävention von Herzinfarkt und Schlaganfall erfolgreich sind, gibt es immer noch Patienten, die trotz einer Senkung von LDL-Cholesterin auf Werte ≤1,8mmol/l ein hohes kardiovaskuläres Risiko haben.
Eine neue Studie aus Dänemark hat sich damit beschäftigt, ob der Non-HDL-Cholesterin (Non-HDL-C)-Wert dazu dienen könnte, Personen unter Statintherapie mit hohem kardiovaskulären Restrisiko zu identifizieren.
Non-HDL-C umfasst dabei das gesamte atherogene Cholesterin, das an LDL-C und triglyzeridreiche Lipoproteine gebunden ist. Eindeutige Empfehlungen in Bezug auf den Zielwert von Non-HDL-C bei Personen mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko gibt es aktuell aber noch nicht.
Non-HDL-Cholesterin identifizierte Risikopatienten
Die Studie umfasste 23.641 Patienten mit ischämischer Herzkrankheit aus einer dänischen Studienpopulation. Einschlusskriterium war ein unter Statintherapie kontrollierter LDL-C-Wert von ≤1,8 mmol/l.
Die Teilnehmer wurden in vier gleich grosse Gruppen anhand ihrer Non-HDL-C-Werte eingeteilt: <1,7mmol/l, 1,7–2,1mmol/l, 2,2–2,6 mmol/l, ≥2,7mmol/l. Anhand dieser Einteilung wurde die Häufigkeit von atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (definiert als kombinierter Endpunkt aus Herzinfarkt oder ischämischem Schlaganfall) und Todesfällen jeglicher Ursache bewertet.
Die mittlere Follow-up-Zeit betrug 4,1 Jahre. Die Ergebnisse zeigten eine Korrelation zwischen Non-HDL-C und den untersuchten kardiovaskulären Ereignissen. Im Gegensatz zu LDL-C: In der Gruppe mit den niedrigsten Non-HDL-C-Werten (<1,7mmol/l) war das Risiko für Herzinfarkte und ischämische Schlaganfälle in den drei Gruppen mit höheren Non-HDL-C-Werten um das 1,1-, 1,4- bzw. 1,8-fache erhöht.
In Bezug auf die Mortalität belief sich das Risiko in diesen Gruppen auf das 1,0-, 1,2- bzw. 1,4-fache.
Auch bei Statintherapie ist noch Luft nach oben
Die Autoren beschreiben die Messung von Non-HDL-C als einfache, kostengünstige Massnahme, die Patienten mit bereits gut kontrolliertem LDL-C identifizieren kann, die ein hohes kardiovaskuläres Restrisiko aufweisen.
«Auf der Grundlage aller verfügbaren Belege kann der Nicht-HDL-C-Wert jetzt als besserer Prädiktor für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen werden als der LDL-C-Wert, sowohl bei der primären als auch bei der sekundären präventiven Therapie von Patienten, die Statine erhalten - bis zu einem LDL-C-Wert unter 1,8 mmol/L» schreiben die Forscher.
Die Studienergebnisse deuten aber auch darauf hin, dass die Sekundärprävention möglicherweise verbessert werden könnte. So hatten Patienten, die eine Hochdosis-Statintherapie erhielten, tendenziell die niedrigsten Non-HDL-C-Werte.
- Kærslund Hansen M et al. Non-HDL cholesterol and residual risk of cardiovascular events in patients with ischemic heart disease and well-controlled LDL cholesterol: a cohort study. Lancet Reg Health Eur. 2023 Nov 4;36:100774. doi: 10.1016/j.lanepe.2023.100774