Medical Tribune
7. Nov. 2023Für Rheumapatienten sind vier Wochenstunden Sport das Minimum

Rheuma: Mindestens vier Stunden Sport pro Woche!

Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen kann gezieltes Training viel bewirken. Es stärkt nicht nur das Immunsystem, die Knochen und Gelenke, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die Psyche. Damit Sport und Rheuma gut zusammenpassen, gibt es einige Dinge zu beachten.

Sport hilft bei rheumatischen Erkrankungen, die Entzündung in Schach zu halten.
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Laut PD Dr. Uta Kiltz vom Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne erreichen nur etwa zehn Prozent der Patienten mit entzündlich-rheumatischer Erkrankung die empfohlenen vier Stunden körperlicher Aktivität pro Woche (1).

«Zwischen Bewegungsmangel, zunehmendem Körperfett und proinflammatorischen Prozessen gibt es einen Teufelskreis, so die Referentin. Aktive Muskeln wirken hingegen als sekretorisches Organ und haben über Myokine antiinflammatorische Effekte auf den gesamten Körper.

Schon Bewegung alleine verbessert dabei die Knochengesundheit, erhält die Muskelmasse und verringert das kardiovaskuläre Risiko. Und auch die immunologischen Veränderungen, die regelmässige Aktivität mit sich bringt, sind nicht zu unterschätzen.

Oberstes Ziel: anhaltende Verhaltensänderung

Laut den Empfehlungen der EULAR (European Alliance of Associations for Rheumatology) sollten Ärzte und Therapeuten ihren Patienten standardisierte Methoden empfehlen, deren Erfolg messbar ist. Dabei muss die Aktivität oder der Sport zum individuellen Patienten passen. Ein junger Patient mit geringer körperlicher Einschränkung benötigt eine andere Beratung als ein älterer Patient mit stärkeren Einschränkungen.

Der Betroffene sollte sich ein realistisches Ziel setzen, sein Sportprogramm selbst planen und kritisch überlegen, woran es bei der Umsetzung möglicherweise hapert. Das oberste Ziel ist eine langfristige Verhaltensänderung. «Ein einmaliges Rezept für Physiotherapie ist laut den EULAR-Empfehlungen nicht ausreichend» erinnert PD Dr. Kiltz hier.

Studien zur axialen Spondyloarthritis zeigen, dass körperliche Aktivität und Physiotherapie positive Effekte auf die Krankheitsaktivität haben. Während Sport alleine keinen signifikanten Einfluss zu haben scheint, haben physiotherapeutische Massnahmen zusätzlich gute Auswirkungen auf die gemessene Beweglichkeit der Wirbelsäule.

Es wird empfohlen, drei- bis viermal pro Woche Sport zu treiben, jeweils mit angemessenen Ruhepausen dazwischen. Die Intensität der Übungen sollte zumindest moderat sein, während gut belastbare Patienten den Grad der Anstrengung frei wählen können. Signifikante Effekte werden erst bei Trainingseinheiten von 30 bis 45 Minuten erzielt. Neben der Muskelkraft sollten dabei auch Beweglichkeit und neuromotorische Fähigkeiten trainiert werden.

Mit Sport gegen Schmerz und Fatigue

Die Referentin verweist auf eine norwegische Studie mit 100 Teilnehmern, die die Effekte einer hochintensiven Trainingstherapie bei axialer Spondyloarthritis untersuchte. Die Übungen wurden in Form eines Zirkeltrainings durchgeführt und umfassten Schnelligkeit, Kraft und Beweglichkeit.

Nach drei Monaten zeigte sich ein deutlicher Vorteil der Sporttherapie in Bezug auf Krankheitsaktivität, Schmerzen, Morgensteifigkeit und Fatigue. Nach sechs Monaten war der Effekt jedoch nicht mehr so stark. «Wie immer muss der Patient motiviert sein und am Training dranbleiben», betont PD Dr. Kiltz.