Unterarmfraktur: Ultraschall genauso aussagekräftig wie ein Röntgen
Zur initialen Diagnostik bei Verdacht auf eine Unterarmfraktur ist ein Ultraschall offenbar eine gleichwertige Alternative zum Röntgen. In der australischen Studie BUCKLED übersah man relevante Brüche auch mit einem Ultraschall nicht. Darüber hinaus hatte das Sono-basierte Vorgehen einige Vorteile.
Nicht überall hat man einfachen Zugang zu bildgebenden Verfahren. So zieht man etwa in Ländern niedrigen und mittleren Einkommens bei einer vermuteten Unterarmfraktur öfter Ultraschall zur ersten Diagnostik heran. In den meisten Spitälern in Ländern hohen Einkommens ist in diesem Fall hingegen das Röntgen Standard.
Eine neue Studie untersuchte nun, ob ein initialer Ultraschall bei Kindern mit Verdacht auf einen Unterarmbruch der sofortigen Röntgen-Diagnostik unterlegen ist (1).
Kaum Unterschiede bei klinischem Ergebnis
Die Studie BUCKLED untersuchte 270 Patienten zwischen fünf und 15 Jahren, die sich mit isolierten, akuten, klinisch nicht deformierten Unterarmbrüchen vorstellten.
Die eine Hälfte der Teilnehmer erhielt dabei einen Ultraschall nach der Aufnahme, die andere untersuchte man mittels Röntgen.
Diejenigen, die weder einen unvollständigen noch einen vollständigen Knochenbruch hatten, wurden aus dem Krankenhaus entlassen, ohne dass eine weitere Bildgebung erforderlich war.
Primäres Studienergebnis war die physikalische Funktion des betroffenen Armes vier Wochen nach der Erstaufnahme, ermittelt mithilfe des Tools PROMIS (Pediatric Upper Extremity Short Patient-Reported Outcomes Measurement Information System).
Nach vier Wochen beliefen sich die PROMIS-Scores in den beiden Gruppen auf 36,4 in der Ultraschall-Gruppe und 36,3 Punkte in der Röntgen-Gruppe – ein klarer Hinweis auf die Nichtunterlegenheit des Ultraschalls.
Auch zu anderen Zeitpunkten gab es kaum Unterschiede zwischen den beiden Gruppen – so war das klinische Ergebnis eine Woche (mittlerer Unterschied bei den PROMIS-Scores 0,7 Punkte) sowie acht Wochen nach der Aufnahme (0,1 Punkte) fast gleich.
Ultraschall verkürzte Wartezeiten bei Unterarmfraktur
Die per Ultraschall untersuchten Kinder und Jugendlichen hatten dabei einen praktischen Vorteil: Sie verbrachten eine kürzere Zeit auf der Notfallstation – im Median 15 Minuten weniger – als in der Röntgen-Gruppe. Auch die Behandlungsdauer pro Patienten fiel in der Ultraschall-Gruppe mit einer medianen Differenz von 28 Minuten kürzer aus als in der Röntgen-Gruppe.
Erstautor Dr. Peter J Snelling vom australischen Menzies Health Insitute Queensland sagt: "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass mit dem in der Studie verwendeten Ultraschall-Protokoll relevante Brüche übersehen werden. Das Risiko der Methode ist niedrig, und sie hat sogar moderaten Nutzen, wie einen kürzen Krankenhausaufenthalt und höhere Patientenzufriedenheit."
Macht man als erstes einen Ultraschall, halte man damit auch die Strahlendosis gering.
- Snelling PJ et al. Ultrasonography or Radiography for Suspected Pediatric Distal Forearm Fractures. N Engl J Med. 2023 Jun 1;388(22):2049-2057. doi: 10.1056/NEJMoa2213883.