Medical Tribune
22. Aug. 2023ESC 2023

Fitness beugt Vorhofflimmern vor

Fittere Menschen leiden möglicherweise seltener unter Vorhofflimmern. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am europäischen Kardiologenkongress ESC präsentiert wird. Ein höheres Fitnesslevel ging darin auch mit einem geringeren Risiko für Schlaganfälle und schwere kardiovaskuläre Ereignisse einher.

Schnitten Probanden auf dem Laufband besser ab, hatten sie später seltener Vorhofflimmern.
vm/gettyimages

Schnitten Probanden auf dem Laufband besser ab, hatten sie später seltener Vorhofflimmern.

Die Untersuchung schloss 15.450 Probanden ein, die zwischen 2003 und 2012 am Taipei Veterans General Hospital, Taiwan, an einem Belastungs-EKG auf dem Laufband teilgenommen hatten. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer war 55 Jahre, 59 Prozent waren Männer. Zur Bestimmung der Fitness wendeten die Forscher das Bruce-Protokoll an. Bei diesem verbringen Probanden zuerst eine dreiminütige Ruhephase. Danach beginnt der Belastungstest, bei dem die Intensität nach jeweils drei Minuten insgesamt acht Mal gesteigert wird.

Die Fitness der Teilnehmer wird dabei als metabolisches Äquivalent (MET) ausgedrückt, was den Energieumsatz während der Ergometrie bezeichnet. Ein MET steht dabei für einen Energieverbrauch von 1 kcal je Kilogramm Körpergewicht pro Stunde. Das entspricht dem Energieumsatz des Körpers in Ruhe. Mit 55 Jahren beläuft sich der MET-Zielwert etwa auf 7,5 für Frauen, und auf 8,6 für Männer.

Jedes MET mehr hilft gegen Vorhofflimmern

Im Anschluss wurden die Teilnehmer medizinisch weiterverfolgt. Innerhalb einer mittleren Nachbeobachtungszeit von mehr als 11 Jahren (137 Monate) entwickelten 515 Teilnehmer (3,3%) ein Vorhofflimmern. Es zeigte sich, dass jeder Anstieg um 1 MET in der Ergometrie mit einem um acht Prozent geringerem Risiko für Vorhofflimmern, um 12 Prozent geringerem Risiko für einen Schlaganfall, und ein um 14 Prozent geringerem Risiko für ein schweres kardiovaskuläres Ereignis (Schlaganfall, Herzinfarkt, Tod) war.  

Die Teilnehmer wurden dabei nach ihrer Fitness stratifiziert. Als "niedrige Fitness" galtenWerte unter 8,57 MET, als "mittlere Fitness" Werte bis 10,72, und alles darüber als "hohe Fitness". In den drei Gruppen belief sich die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von fünf Jahren kein Vorhofflimmern zu entwickeln auf 97,1% (niedrige Fitness), 98,4% (mittlere Fitness), und 98,4% (hohe Fitness)

Die Autoren vermuten, dass regelmässige körperliche Aktivität helfen könnte, Entzündungen zu verringern und die Herzfunktion zu verbessern. Das könnte sich positiv auf das Herz auswirken, sodass sich ein Vorhofflimmern schwerer entwickelt.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Es betrifft rund ein Drittel aller Europäer im Laufe ihres Lebens. Dabei ist das Vorhofflimmern ein Haupt-Risikofaktor für Schlaganfälle, der das Insult-Risiko verfünffacht.