Medical Tribune
11. Sept. 2023Kinderturnen verbessert Motorik und Selbstbewusstsein

Mehr Bewegung für Kleinkinder verbessert Motorik und Selbstbewusstsein

Aufgrund der gestiegenen Berufstätigkeit beider Eltern verbringen Kinder heutzutage mehr Zeit in Fremdbetreuung als früher. Aus medizinischer Sicht stellt sich unter anderem die Frage, ob dort genügend Möglichkeiten zur Bewegung angeboten werden. Forscher haben untersucht, wie gut ein Aktivierungsprogramm etwaige Defizite ausgleicht.

Bewegung stärkte in einer Studie das Selbstbewusstsein und die Motorik von Kleinkindern.
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Zusätzliche Bewegung stärkte in einer Studie das Selbstbewusstsein und die Motorik von Kleinkindern.

Das portugiesische Forscherteam schloss 400 Kinder im Alter zwischen einem und vier Jahren in die Studie ein. Ver­glichen wurden eine institutionelle Betreuung mit und ohne gezielte körperliche Aktivierung.

Zwei Tage pro Woche geführte Bewegung

Das Training erfolgte an zwei Tagen der Woche jeweils über eine halbe Stunde. Für die Analyse wurden die Kinder in drei Altersgruppen eingeteilt:

  • 12–23 Monate
  • 24–35 Monate
  • 36–48 Monate

Geprüft wurde der Einfluss des Sportprogramms auf die motorischen Fähigkeiten über einen Zeitraum von einem halben Jahr.

Man muss nicht bis zum dritten Geburtstag warten

Bei der Auswertung fiel auf, dass die meisten kleinen Probanden erst im Alter von drei Jahren mit dem gezielten Training begannen. Dabei ermöglichte gerade die Phase zwischen 12 und 35 Monaten die grössten Fortschritte, so die Forscher.

Dennoch erwies sich das Programm als erfolgreich: Die Aktivierungsgruppe erzielte nach sechs Monaten bessere Testergebnisse in Bezug auf alle motorischen Fähigkeiten. Am stärksten ausgeprägt waren der Nutzen in der Lagekontrolle, der Fortbewegung und der Feinmotorik.

Eine angeleitete körperliche Aktivität in den ersten 48 Lebensmonaten könnte den Studienautoren zufolge daher wichtig für die Entwicklung motorischer Fähigkeiten sein. Sie verbessere nicht nur die physische Fitness der Kinder, sondern stärke auch die allgemeine Gesundheit, das Selbstbewusstsein und soziale Fähigkeiten.

WHO: Schon mindestens 180 Minuten täglich bei unter Zweijährigen

Besonders im Kleinkindalter ist viel Bewegung für die menschliche Entwicklung absolut nötig (2). Aber auch später empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO ein Mindestmass an körperlicher Aktivität:

Babys: Mindestens 30 Minuten Bewegung empfiehlt die WHO pro Tag für Babys unter einem Jahr. Sie sollten ausserdem nicht mehr als eine Stunde pro Tag in ihrem Bewegungsverhalten unterbunden werden, sich also im Hochstuhl, Kinderwagen oder Tragetuch befinden.

1-2 Jahre alte Kleinkinder sollten sich täglich mindestens 180 Minuten bewegen, was auch Aktivitäten mit mittlerer bis starker Intensität einschliessen sollte. Diese Aktivitätsphasen sollten sich über den Tag verteilt erstrecken, und immer wieder durch Ruhepausen unterbrochen werden. Auch sie sollten nicht mehr als eine Stunde pro Tag in ihrer Bewegung gehemmt werden.

3-4 Jahre alte Kleinkinder sollten sich ebenfalls mindestens 180 Minuten bewegen, davon mindestens 60 Minuten mit mittlerer bis starker Intensität.

Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 17 Jahren sollten sich täglich mindestens 60 Minuten mit mittlerer bis starker Intensität bewegen. Mindestens drei Tage pro Woche sollten sie ausserdem aerobes Training und Kraftübungen einplanen.

Erwachsene ab 18 Jahren sollten sich pro Woche mindestens 150 bis 300 Minuten mit mittlerer, oder 71 bis 150 Minuten mit hoher Intensität bewegen.