Letermovir: CMV-Prophylaxe nach Stammzelltransplantation
Empfänger einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation leiden nach der Prozedur häufig unter CMV-Reaktivierungen. Eine neue Studie zeigt, dass die Gabe des Virostatikums Letermovir die Infektionshäufigkeit deutlich reduzieren konnte. Kurzzeitige Erhöhungen der Viruslast waren aber auch unter der Behandlung mit dem Wirkstoff nicht selten.
Reaktivierungen des Zytomegalievirus (CMV) zählen zu den häufigsten Gründen für Komorbiditäten nach einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation. Eine französische Studie untersuchte nun die Primärprophylaxe mit dem nicht-nukleosidischen Virostatikum Letermovir (1). In ihrer Arbeit konnten die Forscher zeigen, dass Letermovir die Inzidenz früher Infektionen deutlich reduziert. Ausserdem sahen sie, dass die Substanz inzwischen häufig auch zur Sekundärprophylaxe zum Einsatz kommt.
Allerdings traten bei vielen Patienten unter Letermovir-Therapie auch sogenannte Blips auf. Diese vorübergehenden und kurzfristigen Anstiege der Viruslast gehen aus Durchbruchinfektionen und Resistenzen hervor.
Serologischer Status des Spenders ohne klaren Einfluss
Seit September 2020 hatten sie 266 Patienten eingeschlossen, berichtet Dr. Pascal Turlure vom Centre Hospitalier Universitaire de Limoges am Kongress der EBMT. Die Teilnehmer wurden vor, während und bis zu zwei Jahre nach der hämatopoetischen Stammzelltransplantation regelmässig auf Viren im Blut untersucht.
98 von 227 Personen (43,1%) wiesen dabei zu keinem Zeitpunkt eine Viruslast auf, bei 35,6 Prozent wurden ausschliesslich Blips detektiert. 21,1 Prozent hatten eine Infektion mit dem Zytomegalievirus entwickelt.
Zwischen den Fällen mit Blips und manifesten Infektionen bestand kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Viruslast, erläutert der Referent. Es gab auch keine klare Korrelation zwischen dem Auftreten der Blips und dem serologischen Status des jeweiligen Stammzellspenders bzw. der Spenderin.
Neue Resistenzmutation wird genauer untersucht
143 Patienten hatten eine Letermovirprophylaxe erhalten und wurden weiter untersucht. 93 Prozent waren bereits vor der Transplantation seropositiv für das Zytomegalievirus gewesen. In zehn «möglicherweise refraktären» Fällen führten die Forschenden eine Resistenz-Genotypisierung durch. Dabei wiesen nur drei Personen (2,1%) bekannte Resistenzmutationen auf (zweimal C325Y sowie einmal L254F).
Bei einem weiteren Teilnehmenden detektierten die Kollegen die neue Mutation S297V, die derzeit im französischen Referenzzentrum für Herpesviren genauer untersucht wird, wie der Referent informiert. Die mediane Dauer von der Transplantation bis zur Durchbruchinfektion betrug 124 Tage.
Eine Letermovirprophylaxe, so Dr. Turlure, wurde in der französischen Kohorte häufig eingesetzt, und unter diesen Bedingungen sind Blips nicht selten. Eine Letermovirresistenz trat nicht häufiger auf als eine Resistenz gegenüber anderen antiviralen Substanzen.
- Turlure P et al. 49th Annual Meeting of the EBMT; Abstract OS21-05