Medical Tribune
20. März 2023Von asymptomatisch bis schwerwiegend

Was bei Mykoplasmen-Infektionen zu beachten ist

Vor allem bei jüngeren Patienten sind atypische Pneumonien häufig durch Mykoplasmen bedingt. Eine Antibiose erfordert die Infektion allerdings nur im Falle eines schweren Verlaufes.

Mykoplasmen können diverse Manifestationen auslösen.
Dr_Microbe/gettyimages

Bei einer Infektion mit dem Erreger Mycoplasma pneumoniae reicht die klinische Ausprägung vom asymptomatischen Verlauf bis zur Enzephalitis.

Am häufigsten kommt es zu einer oberen Atemwegserkrankung oder Tracheobronchitis. Pneumonien machen aber je nach Studie bis zu zehn Prozent der Fälle aus. Das schreibt ein Autorenteam rund um Dr. ­Lukas ­Dürst vom Kantonsspital Graubünden in Chur in einer neuen Übersichtsarbeit (1).

Erkrankte Patienten sind hochansteckend: Zu einer Ansteckung kommt es durch Tröpfchen, mit einer relativ langen Inkubationszeit von zwei bis vier Wochen. Besonders häufig sind Kinder betroffen.

Der Husten kann für Monate persistieren

Bei einer Mykoplasmen-Infektion unterscheiden sich die führenden Beschwerden nur unwesentlich von denen anderer respiratorischer Infekte. Auffällig ist jedoch, dass der Husten oft aufgrund der bakteriell induzierten bronchialen Hyperreagibilität über Monate persistiert. Ausserdem kommt es im Vergleich zu anderen respiratorischen Infektionen häufiger zu extrapulmonalen Manifestationen.

Vor allem bei Kindern findet sich gelegentlich eine Hautbeteiligung. Typisch sind dabei Schleimhautveränderungen mit oraler Mukositis und Konjunktivitis, sowie urogenitale Läsionen. Vielfach machen sich die kutanen Manifestationen mit einem makulopapulösen oder vesikulobullösen Exanthem bemerkbar. In anderen Fällen ähneln sie auch einem Erythema multiforme oder Stevens-Johnson-Syndrom.

Bei schwerem Verlauf drohen neurologische Störungen mit oftmals bleibenden Ausfällen. Gastrointes­tinale Beschwerden treten deutlich seltener auf als bei einer Legionellose. Zudem ist mit einer meist leichten Autoimmunhämolyse durch die Bildung von Kälteagglutininen zu rechnen. Typisch sind zudem Gelenk- und Muskelschmerzen sowie eine Hepatitis und Peri- oder Myokarditis.

CRP/PCT-Quotient gibt Aufschluss

Bei Verdacht auf eine durch Mykoplasmen hervorgerufene Pneumonie wird zur weiteren Abklärung eine konventionelle Röntgenaufnahme des Thorax empfohlen. Im Gegensatz zu den flächigen Infiltraten bei der «typischen» Lungenentzündung zeigt sie eher retikulo­noduläre Veränderungen.

Die Labordiagnostik ergibt häufig eine Leukozytenzahl im Normbereich oder leicht darüber. Das CRP ist moderat bis deutlich erhöht bei nicht vermehrtem Procalcitonin (PCT). Der stärkste Parameter zur Abgrenzung von der viralen Pneumonie und einer bakteriellen Pneumokokken­-Erkrankung ist ein hoher CRP/PCT-Quotient (> 400 mg/µg). Oft findet sich auch ein leichter Anstieg der Transaminasen. Bei neurologischen Manifestationen fällt in der Lumbalpunktion eine lymphozytäre Pleozytose mit erhöhtem Proteingehalt auf.

Der Nachweis der Mykoplasmen erfolgt mittels PCR aus Nasopharyngealsekret oder Sputum. Wegen der hohen Rate an asymptomatischen Trägern (vor allem im Kindesalter) sollte die Diagnose nur gestellt werden, wenn passende Beschwerden vorliegen.

Als Alternative zur PCR eignet sich v.a. bei subakutem Verlauf die Serologie. Etwa eine Woche nach Krankheitsbeginn lassen sich erhöhte IgM-Titer detektieren. IgG-Antikörper zeigen sich ein bis zwei Wochen später. Bei einem positiven Ergebnis sollte die Serologie nach etwa vier Wochen wiederholt werden. Ein Titeranstieg um das Vierfache und mehr sichert die Diagnose.

Therapie von Mycoplasma pneumoniae: Antibiotika nur in schweren Fällen

Die Indikation für die Gabe von Antibiotika besteht nur bei schweren Verläufen mit Pneumonie. Patienten mit leichter Erkrankung im oberen Respirationstrakt können symptomatisch behandelt werden. Eine Erregerdiagnostik ist oft nicht erforderlich. Die empirische Antibio­tika-Therapie sollte aber vor allem bei jüngeren Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und extrapulmonalen Manifestationen auch atypische Auslöser abdecken.

Zur Behandlung einer Mykoplasmen-bedingten Lungenentzündung im Erwachsenenalter eignen sich Makrolide, Tetrazykline und als Reserve Fluorchinolone. Die Auswahl muss auch die weltweit, aber vor allem in Asien zunehmenden Resistenzen gegen Makrolide berücksichtigen.

Bei einem schweren Verlauf oder mangelndem Ansprechen empfehlen die Autoren eine Prüfung der Erregerempfindlichkeit. Allenfalls kommt eine empirische Behandlung zum Beispiel mit Doxy­cyclin infrage. Levofloxacin und Moxifloxacin bleiben Sonderfällen wie einer schweren neurologischen Beteiligung vorbehalten.

Wichtige extrapulmonale Manifestationen

LokalisationErkrankung Häufigkeit
BlutHämolyse durch Kälteagglutinine60 %
HautExanthem, Mukositisbis 25 %
gastrointestinalHepatitis, Magen-Darm­-Beschwerden 20–30 %
neurologisch Enzephalitis, Guillain-Barré-Syndrom,
Neuropathien etc. 
6–7 %
HerzPerikarditis, Myokarditis4 %
NiereGlomerulonephritis selten
muskuloskelettalArthritis, Arthralgie, Myalgieunklar

Referenz