Der chronische Husten betrifft nicht nur die Lunge
Ein akuter Husten ist meistens infektbedingt und selbstlimitierend. Beim subakuten und chronischen Husten kommen hingegen verschiedene Ursachen in Frage. Ein Experte gab anlässlich der Medidays 2022 eine Übersicht zum Vorgehen bei chronischem Husten und sagte, wann ein Spezialist beigezogen werden sollte.
Die Kategorisierung des Hustens ist primär eine zeitliche. Laut Definition liegt bis zu drei Wochen ein akuter, ab acht Wochen ein chronischer Husten vor. Dazwischen existiert eine subakute Form. Hinter dieser kann sich mitunter eine bronchialen Überempfindlichkeit oder gelegentlich auch eine Pertussis verbergen.
Hoher Leidensdruck
«Patienten mit chronischem Husten kommen häufig erst nach Jahren zum Pneumologen, wenn schon viele Therapien ausprobiert worden sind», erklärte PD Dr. Christian Clarenbach, Leitender Arzt an der Klinik für Pneumologie am Universitätsspital in Zürich. Ihre Lebensqualität ist nicht nur wegen des Hustens per se beeinträchtigt, sondern auch wegen Begleitsymptomen wie Erbrechen, Inkontinenz, Schlaflosigkeit oder sozialen und psychologischen Problemen wie Angst und Depression.
Von chronischem Husten sind vor allem Raucher und zu zwei Drittel Frauen betroffen. Vor allem zwischen 60 und 80 Jahren ist der Anteil der Frauen mit chronischem Husten um ein Vielfaches grösser als jener der Männer. «Grund sind vermutlich die Hirnstrukturen, die den Hustenreiz verarbeiten, die bei Frauen anders ausgeprägt sind als bei Männern», erläuterte der Experte.
Pathophysiologisch hat der Hustenreiz oft seinen Ursprung nicht in der Lunge. «Denn die Sensorik des Hustenreflexes findet in dem Bereich statt, wo das Bronchialsystem mit dem Gastrointestinalsystem örtlich eng zusammenstehen», sagte PD Dr. Clarenbach. Hinzu kommt, dass die Reize aus den Bereichen Speiseröhre, Trachea und Epipharynx ähnlich verarbeitet werden. Zudem können Vagusafferenzen im Mittelohr können manchmal zu Hustenreiz führen.
Stufenweise Abklärung erforderlich
Die Abklärung erfolgt stufenweise. Die Basisdiagnostik umfasst gemäss der S2-Leitlinie Anamnese, körperliche Untersuchung, eine Röntgen-Thorax-Aufnahme und eine Lungenfunktionsprüfung. Zu beachten ist, dass auch Medikamente wie die ACE-Hemmer als Nebenwirkung Husten verursachen können.
«Ergibt die Basisabklärung keinen Befund, der den Husten erklärt, ist eine Überempfindlichkeit der Bronchien wahrscheinlich», so PD Dr. Clarenbach. Diese Hyperreagibilität ist häufig auf Asthma, Polypen, eine chronische Rhinitis mit Postnasal Drip oder eine GERD zurückzuführen, die kausal behandelt werden: ein Asthma primär mit einem inhalativen Kortikosteroid (ICS), eine Rhinitis mit topischen nasalen Steroiden und eventuell einem Antihistaminikum, ein Reflux mit einem PPI sowie gegebenenfalls mit Metoclopramid oder Domperidon.
«Bei einem refluxbedingten Husten muss nicht zwingend Magenflüssigkeit hochkommen. Es genügt eine Art aufsteigende saure Wolke, um Hustenreiz auszulösen», erläuterte der Pneumologe. Bestehen zu einer Sinusitis zusätzlich Polypen oder eine Geruchsstörung, empfiehlt es sich, einen HNO-Arzt beizuziehen.
Sind die drei häufigsten Ursachen für einen chronischen Husten bei normalem Röntgenbild und normaler Spirometrie – Hyperreagibilität, GERD, Rhinitis – ausgeschlossen, erfolgt eine erweiterte Diagnostik mit einem CT-Thorax oder einer Bronchoskopie zum Ausschluss von seltenen Ursachen wie Mukoviszidose oder einem Karzinom. Mitunter sind auch Therapieversuche, zum Beispiel mit einem Neuromodulator wie Gabapentin und Pregabalin oder mit niedrigdosiertem Morphin, angezeigt.
Nicht immer findet sich eine Ursache für den Husten
«Auch ein chronischer idiopathischer Husten ist möglich», so der Referent. In wenigen Fällen verschwindet dieser irgendwann von selbst wieder. Begleitet ein Räusperzwang einen chronischen idiopathischen Husten, können in einigen Fällen eine logopädische Behandlung sowie einfache Massnahmen wie Kälte oder Honig helfen.
«Eine fachärztliche Abklärung ist bei chronischen Husten dringend empfohlen, wenn Red Flags bestehen», betonte PD Dr. Clarenbach. Warnzeichen sind unter anderem Hämoptysen, Atemnot/Zyanose, ein Verdacht auf Fremdkörperaspiration, Dysphagie, Husten mit Erbrechen oder in Kombination mit Systemerkrankungen und Pneumonie-Rezidiven sowie bei einer B-Symptomatik, pathologischem Auskultations- oder Röntgenbefund.
Referenz
- ZAIM Medidays, 22. - 26.August 2022, Universität Zürich