Medical Tribune
11. Jan. 2023Biomarker

GFAP im Blut könnte frühe Alzheimer-Krankheit vorhersagen

Neue Studienergebnisse zeigen, dass das saure Gliafaserproteil GFAP (glial fibrillary acidic protein) ein vielversprechender Biomarker für die Entzündung während einer frühen Alzheimer-Krankheit sein könnte. Bereits rund zehn Jahre vor Symptombeginn ist GFAP im Blut erhöht.

In gesunden Astrozyten liegt GFAP normal zytoplasmatisch vor.
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In gesunden Astrozyten liegt GFAP grösstenteils zytoplasmatisch vor.

Im Zuge der Alzheimer-Krankheit degenerieren Nervenzellen im Gehirn – und das schon meist 20 bis 25 Jahre bevor Anzeichen wie Gedächtnisverlust und andere kognitive Symptome augenfällig werden. Und damit schon lange, bevor der Patient eine adäquate Therapie erhält, die die Erkrankung möglicherweise verlangsamen kann.

Liegen im Hirn Anzeichen für eine Alzheimer-Krankheit vor, wie die Akkumulation des Tau-Proteins, Glia-Aktivierung und Neurodegeneration, liegen meist schon irreversible Schäden vor. GFAP liegt im Normalzustand vor allem im Zytoplasma von Astrozyten vor. Werden diese geschädigt, gelangen diese in den gesamten Körper, inklusive dem Blut. «GFAP könnte in Zukunft als nichtinvasiv detektierbarer Biomarker für Alzheimer-typische Immunprozesse sein, wie die Aktivierung von Astrozyten», sagt Charlotte Johansson, Doktorandin am Schwedischen Karolinska-Institut, und Autorin einer aktuellen Studie (1).

GFAP steigt schon lange vor P-tau181 und NfL an

In weniger als einem Prozent der Alzheimer-Fälle ist eine einzige Genmutation für den Krankheitsausbruch verantwortlich. Für ihre Studie untersuchten Johansson und ihr Team 164 Blutproben von 24 Menschen mit diesen autosomal dominanten Mutationen (APP p.KM670/671NL, APP p.E693G und PSEN1 p.H163Y), die noch keine Symptome hatten, neun Mutationsträgern mit Symptomen, sowie von 43 Verwandten der Patienten, die negativ auf die Mutationen getestet wurden. Die Krankengeschichten wurden zwischen den Jahren 1994 und 2018 verfolgt.

Zu Studieneinschluss war GFAP lediglich in der bereits symptomatischen Patientengruppe signifikant erhöht. Über den Verlauf der Studie konnten die Forscher jedoch – rund zehn Jahre vor Ausbruch der ersten Krankheitszeichen – auch bei den präsymptomatischen Trägern der Mutation eine eindeutige Erhöhung der GFAP-Spiegel feststellen. Erst danach kam es zu einem Anstieg der Marker für die Neurodegeneration phosphoryliertes (P) tau 181, und NfL (neurofilament light chain).

«Unsere Ergebnisse deuten also darauf hin, dass GFAP ansteigt, bevor eine messbare neuronale Schädigung stattgefunden hat», so Johansson. Sie hofft, dass der nichtinvasive Biomarker der Alzheimer-Diagnostik der Zukunft helfen wird.

Referenz
  1. Johansson C et al. Plasma biomarker profiles in autosomal dominant Alzheimer’s disease, Brain. 2023 Jan 11:awac399. doi: 10.1093/brain/awac399.