Medical Tribune
17. Okt. 2022Wirksamkeit auch in der Vehikel-Gruppe

Roflumilast verbesserte die seborrhoische Dermatitis bei acht von zehn Patienten

In der placebokontrollierten STRATUM-Studie konnte eine achtwöchige Behandlung mit einem Schaum mit 0,3 Prozent Roflumilast die Symptome und den Juckreiz bei Patienten mit seborrhoischer Dermatitis erheblich verbessern. Aber auch Patienten, die nur den Schaum anwendeten, profitierten.

Hilft Feuchtigkeit bei der seborrhoischen Dermatitis?
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Die seborrhoische Dermatitis ist zwar eine häufige Erkrankung, sie wird jedoch in der Dermatologie oft zu wenig behandelt. Das liegt unter anderem daran, dass vergleichsweise wenige Therapien zur Verfügung stehen, sagt Dr. Andrew Blauvelt vom Oregon Medical Research Center auf der Jahrestagung 2022 der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) (1).

«Auch die Wirksamkeit der derzeit angewendeten topischen Steroiden und Antimykotika hat Grenzen – und einige Präparate können schlicht und einfach nicht auf behaarten Arealen eingesetzt werden.» Das ist bei einer Erkrankung, die sich unter anderem auf der Kopfhaut abspielt, nicht besonders hilfreich, so Dr. Blauvelt (2).

Weniger Symptome, weniger Juckreiz – mit Roflumilast und dem Schaum-Placebo

Dr. Blauvelt testete zusammen mit einem Forscherteam einen Schaum mit 0,3 Prozent Roflumilast bei Patienten mit seborrhoischer Dermatitis. Roflumilast ist ein Phosphodiesterase(PDE)-4-Hemmer, der in der Schweiz in Tablettenform gegen die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zugelassen ist. In den USA darf der Wirkstoff seit diesem Sommer in einer Cremeformulierung mit 0,3 Prozent Roflumilast bei Psoriasis angewendet werden.

Das Team rekrutierte mehr als 450 Patienten für die doppelblinde und placebokontrollierte Studie. Sie alle zeigten zumindest mittelschwere seborrhoische Dermatitis-Symptome nach Definition des Investigator's Global Assessment(IGA)-Score. Aufgenommen wurden Patienten ab neun Jahren, das Durchschnittsalter belief sich auf 42 Jahre.

Der primäre Endpunkt war ein IGA-Score von 0 oder 1 mit einer Verbesserung um mindestens zwei IGA-Stufen nach acht Behandlungswochen. Eine solche erreichten 80 Prozent der Patienten im Roflumilast-Arm. Aber auch im Placebo-Arm konnte dieser Behandlungserfolg immerhin bei 60 Prozent verzeichnet werden (p<0,0001). Schon nach zweiwöchiger (42 vs. 26%; p = 0,0003) und vierwöchiger (72 vs. 49%; p < 0,0001) Behandlung traten signifikante Verbesserungen ein.

Vollständig von den Symptomen der seborrhoischen Dermatitis befreit waren nach acht Wochen rund 50 Prozent in der Wirkstoffgruppe (30% mit Placebo). Bei mehr als 60 Prozent (vs. rund 40% in der Placebogruppe) verbesserte sich mit Roflumilast nach acht Wochen der Juckreiz klinisch signifikant mit einer Verbesserung von mindestens vier Punkten auf der Worst Itch Numeric Rating Scale (WI-NRS).

Unerwünschte Ereignisse habe es dank der topischen Anwendung kaum gegeben, so Dr. Blauvelt. Auch über Hautreizungen gab es keinerlei Meldungen von Seiten der Patienten oder Prüfer. Das deute laut wdem Referenten darauf hin, dass der Schaum ein gutes Vehikel für den Wirkstoff war.

Sollen Patienten die Haut befeuchten statt austrocknen?

«Normalerweise denken wir nicht daran, Patienten mit seborrhoischer Dermatitis zu empfehlen, ihre Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen», sagt Dr. Blauvelt während der Diskussion. «Möglicherweise wäre das aber sinnvoll.» Die drastische Wirksamkeit des Vehikels könnte laut Dr. Blauvelt entweder an der Wirksamkeit von Feuchtigkeit auf die geplagte Haut liegen, oder aber spezifisch auf das Schaumvehikel zurückzuführen sein.


Referenzen
  1. European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) 2022 Annual Meeting: Late-breaking Oral Presentation #P0762. 7. September 2022
  2. Freeman S. Roflumilast Foam Effectively Eases Seborrheic Dermatitis. Medscape, 9. September 2022, abgerufen am 14. Oktober 2022