Biomarker helfen bei der Vorhersage von Schädel-Hirn-Trauma-Folgen
Nach einem Schädel-Hirn-Trauma ist es oft schwierig, vorherzusehen, wie stark später die Hirnfunktion beeinträchtigt sein wird. Nun zeigt eine Studie, dass zwei Proteine im Blut präzise vorhersagen können, wie hoch das Risiko eines Patienten ist, nach der Verletzung zu sterben oder schwer behindert zu sein.
Bereits jetzt leisten die zwei Biomarker – gliales fibrilläres saures Protein (GFAP) und der Ubiquitin-carboxy-terminalen Hydrolase L1 (UCH-L1) – einen wichtigen Beitrag bei der Behandlung von Traumapatienten. Die beiden Proteine kommen in gesunden Gliazellen und Neuronen vor. Schädigt ein Trauma das Gehirn, gelangen sie infolge von Zellschäden vom Hirn ins Blut; je grösser das Ausmass des Traumas, umso höher ist der Blutspiegel der beiden Proteine.
Bei Patienten mit leichten Hirnschäden kann daher eine Blutuntersuchung auf die beiden neuralen Proteine Aufschluss darüber geben, ob ein CT notwendig ist. Die Messung von GFAP und UCH-L1 könnte aber auch eine genauere Beurteilung der Patientenprognose nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma ermöglichen, wie Mitte August in Lancet Neurology veröffentlichte Ergebnisse zeigen.
Risiko für Mortalität und schwere Behinderung vorhergesagt
In der Beobachtungsstudie Transforming Research and Clinical Knowledge in Traumatic Brain Injury (TRACK-TBI), untersuchten Forscher die GFAP- und UCH-L1-Werte von fast 1.700 Patienten mit Schädel-Hirn-Traumen, die an 18 hochrangigen US-amerikanischen Traumazentren vorstellig wurden. Mehr als die Hälfte (57 %) hatte ein Schädel-Hirn-Trauma als Folge eines Strassenverkehrsunfalls erlitten. Die Messung der beiden neuralen Proteine führte die Studiengruppe am Tag der Verletzung durch. Sechs Monate später bewerteten sie dann die Genesung der Patienten.
Die Studie zeigt, dass die GFAP- und UCH-L1-Werte am Tag der Verletzung ein starker Prädiktor für ungünstige Folgen nach dem Trauma waren. So konnte die Markerkombination das Versterben eines Patienten innerhalb von sechs Monaten gut vorhersagen. Probanden, deren Biomarkerwerte im höchsten Fünftel lagen, hatten das grösste Risiko, innerhalb von sechs Monaten nach ihrem Schädel-Hirn-Trauma zu versterben. Die meisten Todesfälle traten dabei innerhalb des ersten Monats auf.
Auch wenn später andere schwere Schäden eintraten – wie etwa Wachkoma oder schwere Behinderungen, die eine Unterstützung im Alltag erfordern – waren die GFAP- und UCH-L1-Werte meist initial erhöht.
Genauigkeit bei mittelschweren bis schweren Fällen am höchsten
In der Studie war der Vorhersagewert der Biomarker für Tod und schwere Beeinträchtigungen bei Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Schädel-Hirn-Trauma am höchsten. Ungenau waren die Biomarker hingegen darin, vorauszusagen, wer nach sechs Monaten eine unvollständige Genesung - d. h. eine mässige Behinderung, aber die Fähigkeit, unabhängig zu leben - erfahren würde.
Die Studienautoren hoffen, dass die Implementierung der beiden Biomarker die Genauigkeit der derzeitigen Prognosemodelle verbessern könnte.
Referenz
Korley FK et al. Prognostic value of day-of-injury plasma GFAP and UCH-L1 concentrations for predicting functional recovery after traumatic brain injury in patients from the US TRACK-TBI cohort: an observational cohort study. Lancet Neurol. 2022 Sep;21(9):803-813. doi: 10.1016/S1474-4422(22)00256-3.