Medical Tribune
8. Juni 2022Unangenehme Fragen stellen

Die häufigsten Gründe für das Analekzem

Ein Analekzem kann vielerlei Ursachen haben. Wer während der Anamnese die richtigen Fragen stellt, kann schon die entscheidenden Hinweise erhalten.

Will man das Analekzem behandeln, sollte im Vorfeld der Grund dafür abgeklärt werden.
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Das Wichtigste beim Analekzem ist die sorgfältige Anamnese. Diese hält häufig schon richtungsweisende Hinweise auf allergische oder irritative Ursachen bereit, stellte Dr. Claudia Breitkopf­, Enddarmpraxis im Franziskuscarré, Münster, im Zuge ihres Vortrages am Deutschen Koloproktologen-Kongress klar (1).

Unangenehmes ergründen

Gezielt erfragt werden sollten neben der allgemeinen Anamnese, ob es sich um Juckreiz oder Brennen handelt, ob der Ausschlag nässt, blutet, schmerzt und zu welcher Tageszeit die Beschwerden auftreten­.

Wichtig ist auch zu wissen, ob es in Abhängigkeit von Stuhlgang, körperlicher Belas­tung oder im Zusammenhang mit einer Medikamenteneinnahme zu Beschwerden kommt. Erfragt werden muss explizit, über was Patienten von sich aus nur ungern berichten, betonte Dr. Breitkopf: Stuhlfrequenz, -konsistenz und Art der Reinigung nach dem Stuhlgang sowie in Eigenregie angewendete Mittel wie Melkfett.

Beschwerden an anderen Körperteilen (Kopf, Hände, Ohren), frühere Hautprobleme und Allergien, z.B. in der Kindheit, können weitere wichtige Hinweise auf die Ursache liefern. Die Inspektion sollte daher den ganzen Körper umfassen. Zudem empfahl Dr. Breitkopf eine proktologische Abklärung. Eine mikrobio­logische Untersuchung oder eine Biopsie sind vor allem bei bestimmten Verdachtsmomenten (Infektion oder Karzinom) notwendig.

Drei Typen

Ja nach Ursache werden Anal­ekzeme in drei Typen aufgeteilt – wenn die Unterscheidung im Alltag auch nicht immer eindeutig ist und Mischformen vorkommen:

  • irritativ toxisches Analekzem
  • atopisches Analekzem
  • allergisches Analekzem

Bei einem irritativ toxischen Anal­ekzem entstehen die Hautschäden durch mechanische Traumata und Irritanzien. Es kommt sehr häufig vor bei proktologischen Patienten, z.B. bei Fisteln oder wegen Resektion fehlendem Rektumreservoir. Die Therapie besteht darin, den Auslöser zu finden und die Exposition zu beenden.

Juckreiz ist charakteristisch beim atopischen Analekzem

Auf das atopische Anal­ekzem weist schon in der Anamnese der charakteristische, sehr ausgeprägte Juckreiz hin. Oft berichten Patienten auf Nachfrage auch über andere atopische Erkrankungen und weisen atopische Stigmata an anderen Körperstellen auf.

Auch wenn die Hautveränderung am Anus stark juckt, kann sie diskret ausfallen. Meist ist die Haut nur wenig verdickt und stärker gefältelt. Das Ekzem reicht mitunter bis in den Analkanal hinein, Schleimhäute sind aber nie betroffen. Zur Behandlung rät die Expertin wie bei atopischen Ekzemen allgemein zu einer Basispflege. Kurzfristig können zur Lokaltherapie topische Kortikosteroide oder auch Calcineurininhibitoren (Pimecrolimus oder Tacrolimus) eingesetzt werden.

Kontaktallergisches Ekzem: Durch Cremes, Salben, feuchtes Toilettenpapier

Das kontaktallergische Analekzem ist das häufigste Ekzem rund um den Darmausgang. Es ist seit dem Verbot von Bufexamac in Salben allerdings weniger geworden, so Dr. Breitkopf. Aber weiterhin können Inhaltsstoffe von Cremes, Salben, feuchtem Toilettenpapier oder Proktologika Reaktionen vom Spät-Typ hervorrufen­.

Anfangs verwenden Betroffene solche Mittel oft noch weiter, im Glauben, sich etwas Gutes zu tun. Dadurch verschlechtert sich die kontaktallergische Reaktion zusätzlich. Auch hier ist die Anamnese bereits wegweisend. Das Ekzem kann jedoch über den Ort der Anwendung hinaus auch auf die Genitalregion ausstrahlen. Nach Absetzen des Allergens heilt die Haut sofort ab.

Referenz
  1. 48. Deutscher Koloproktologen-Kongress, 17.- 19. März 2022