Affenpocken – Wie sieht das aus? Wo kommt das her? Wer ist betroffen?
Die Welt erlebt seit Anfang Mai 2022 erstmals einen Ausbruch von humanpathogenen Affenpocken. Das ist in erster Linie einmal ungewöhnlich. Was bisher bekannt ist.
«Historisch gesehen gab es nur sehr wenige Fälle, die sich über Landesgrenzen ausbreiten konnten. Vor 2022 ist das nur insgesamt acht Mal passiert», so Prof. Jimmy Whitworth, vom Institut für öffentliche Gesundheit an der London School of Hygiene and Tropical Medicine, der den Ausbruch als «höchst ungewöhnlich» einstuft (1).
Was bisher geschah
Fünf Fälle wurden bisher in Portugal bestätigt, Spanien testet 23 potenzielle Fälle. In Grossbritannien waren mit Stand 18. Mai 2022 insgesamt neun Fälle bekannt. Alle haben keine bekannte Verbindung miteinander. Am 19. Mai 2022 meldeten die Vereinigten Staaten erste Fälle.
Leitsymptome und Ausschlag
Nach einer Infektion vermehrt sich das Virus latent in einer Inkubationszeit von normal sieben bis 14 Tagen. Danach entwickeln die meisten Infizierten erste Symptome, die einer Prodromalphase zuzuordnen sind. Zu diesen gehören Fieber, Unwohlsein, Kopfweh und Schwäche. Danach kann es zu einer Lymphadenopathie kommen, die entweder generalisiert oder lokalisiert an ausgewählten Arealen (z.B. am Hals oder in den Achselhöhlen) auftritt.
Nach dieser Vorstufenphase bildet sich der charakteristische, pockenähnliche Ausschlag (siehe Abbildung). Die Läsionen beginnen typischerweise gleichzeitig an allen betroffenen Körperstellen und durchlaufen vier Stadien – makulär, papulär, vesikulär und pustulär – bis sie verschorfen und schliesslich abheilen (Cencers for Disease Control and PRevention (CDC). Monkeypox for Clinicians, 28. September 2018). Der Ausschlag kann überall am Körper auftreten. Bei dem aktuellen Affenpocken-Ausbruch wird eine vermehrte Lokalisation im Genitalbereich vermutet (3).
Insgesamt dauert die Infektion bis zur Abheilung zwei bis drei Wochen.
Übertragungsweg, Virulenz und Risikopersonen
Das Virus vermehrt sich durch Nahkontakt. Meist verläuft die Infektion auf den Menschen durch einen Kontakt mit einem infizierten Tier. Der Name Affenpocken leitet sich zwar von seiner Erstidentifikation in Affen im Jahr 1958 ab, heutzutage sind die tierischen Hauptüberträger allerdings Ratten. Infektionen von Mensch zu Mensch sind zwar bekannt, waren bisher aber relativ selten.
Weltweit sind zwei Stämme der Affenpocken bekannt: Der "Kongo"-Stamm, der durch schwerwiegendere Verläufe gekennzeichnet ist, mit einer Mortalität von bis zu zehn Prozent. Der zweite Stamm ist der "Westafrika"-Stamm mit einer Fatalitätsrate von einem Prozent. Die Fälle, die im Zuge der aktuellen Welle in Grossbritannien bisher auftraten, scheinen der Westafrika-Variante zuordenbar zu sein.
Laut UK Health Security Agency betreffen die aktuellen Fälle in Grossbritannien hauptsächlich Männer, die Sex mit Männern haben. Das Amt rät Angehörigen dieser Risikogruppe nun zu erhöhter Vorsicht. Bisher ist allerdings kein sexueller Übertragungsweg der Affenpocken bekannt. Am 20. Mai 2022 gab das Newsportal Reuters bekannt, dass ausgewählten britischen Spitalsmitarbeitern, die sich möglicherweise exponiert haben, eine Pockenimpfung angeboten wurde.
Nach der Ausrottung der Pocken durch weltweite Impfkampagnen im Jahr 1980 wurde die Verabreichung der Pockenimpfung eingestellt. Die Vakzine schützt jedoch auch vor Affenpocken.
Bisher keine grosse Gefahrensituation
Laut Prof. Whitworth sollte der aktuelle Affenpocken-Ausbruch zwar ernst genommen werden. Dass er zu epidemischen Verhältnissen wie bei Covid-19 führen könnte, glaubt er aber nicht.
Referenzen
- Rigby, J. Britain offers smallpox vaccine as monkeypox cases spread in Europe. 20. Mai 2022, online. Abgerufen am 20. Mai 2022
- Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Monkeypox, for Clinicians, 28. September 2018, online. Abgerufen am 20. Mai 2022
- UK Health Security Agenca (UKHSA). Monkeypox cases confirmed in England – latest updates. 18. Mai 2022, online. Abgerufen am 20. Mai 2022