Q-Fieber: Endokarditis bei Vulnerablen noch lang nach Aufenthalt in Risikogebieten möglich
Noch Jahre nach einer akuten Q-Fieber-Infektion kann es zur Endokarditis kommen. Besonders gefährdet sind Immunsupprimierte und Patienten mit vorgeschädigten Herzklappen. Wir haben zusammengefasst, wie man bei entsprechendem Verdacht vorgehen soll.
In Europa kommt das Q-Fieber vor allem im Mittelmeerraum und auf dem Balkan vor. Grössere Ausbrüche und regionale Cluster sind aber auch hierzulande möglich.
Gefahrenträger Staub in der Viehzucht
Ein besonders hohes Infektionsrisiko tragen Menschen mit engem Tierkontakt wie Landwirte, Schäfer und Veterinärmediziner. Ausgelöst wird die fieberhafte Zoonose durch das Bakterium Coxiella burnetii. Der Erreger existiert in zwei Formen. Die extrazelluläre kleinzellige Variante ist aerogen übertragbar, äusserst umweltstabil und hochgradig infektiös. Die grosszelluläre Form lebt intrazellulär in Makrophagen. Die Übertragung erfolgt meist von Schafen, Ziegen oder Kühen auf den Menschen, schreibt eine Autorengruppe in ihrer aktuellen Übersichtsarbeit über wichtige Zoonosen (1). Eine besondere Rolle spielt dabei die Inhalation von erregerhaltigem Staub. Auch eine Ansteckung über unzureichend pasteurisierte Nahrungsmittel oder Bluttransfusionen ist möglich.
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 14 bis 40 Tage, wobei mehr als die Hälfte der Infektionen klinisch inapparent verläuft. Kommt es zur Erkrankung, sind grippeähnliche Beschwerden mit Fieber, Cephalgien sowie Muskel- und Gelenkschmerzen häufige Symptome. Auch ein unspezifisches Exanthem kann auf die Infektion hinweisen. Die Q-Fieber-Pneumonie verläuft meist mild mit unproduktivem Husten und radiologischen Veränderungen, die einer viralen Lungenentzündung ähneln. Ein Anstieg der Transaminasen weist auf eine Hepatitis hin. Peri- oder Myokarditis und neurologische Manifestationen im Sinne etwa einer Meningoenzephalitis sind möglich, aber selten.
Bei kulturnegativer kardialer Entzündung und Verdacht die Serologie wiederholen
Unabhängig von der Ausprägung des akuten klinischen Verlaufs kommt es in etwa 1–5 Prozent der Fälle zur Chronifizierung, also zu einer mehr als sechs Monate anhaltenden Infektion. Die häufigste und gefährlichste Form ist die Endokarditis mit einer Letalität von bis zu 65 Prozent. Betroffen hiervon sind vor allem Immunsupprimierte und Patienten mit Herzklappenfehler. Das Q-Fieber manifestiert sich dann überwiegend mit subfebrilen Temperaturen sowie Zeichen myokardialer Insuffizienz oder eines valvulären Vitiums. Akute infektiöse Endokarditiden sind eher selten. Bei Trägern von künstlichen Herzklappen und Gefässprothesen ist zudem mit einer Endoplastitis zu rechnen.
Die Diagnostik beim Q-Fieber beinhaltet in erster Linie serologische Untersuchungen und eine PCR. Die Anzucht des Erregers ist nur im Speziallabor möglich. Eine Detektion in Blutkulturen gelingt meist nicht. Dadurch ist der Nachweis insbesondere einer Q-Fieber-Endokarditis erheblich erschwert, denn Vegetationen an Herzklappen finden sich nur selten. Die Autoren empfehlen deshalb, bei kulturnegativer kardialer Entzündung und entsprechendem Verdacht die Serologie zu wiederholen.
Bei schwerem Q-Fieber gilt die zwei- bis vierwöchige Gabe von Doxycyclin (200–400 mg/d) als Therapie erster Wahl. Alternativ oder zusätzlich können bei einer Meningitis oder Meningoenzephalitis Fluorchinolone oder Makrolide eingesetzt werden. Patienten mit einer Endokarditis oder chronischem Q-Fieber sollten eine Kombination von Doxycyclin 200 mg/d und Hydroxychloroquin 600 mg/d über 12–24 Monate erhalten.
Referenz
- Arnold B et al. Wichtige Zoonosen: Q-Fieber. Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 204–207. doi: 10.1055/a-1720-5080