Die Bauchspeicheldrüse brennt mit
Gürtelförmige Schmerzen im Oberbauch, die immer wieder auftauchen: Dabei könnte es sich um eine chronische Pankreatitis handeln. Betroffen sind immer häufiger jüngere, männliche Patienten. Ausgelöst wird sie vor allem durch zu hohen Alkoholkonsum. Die Entzündung des Organs kann zahlreiche Komplikationen nach sich ziehen.
Dieser Beitrag wurde am 6. Mai 2024 aktualisiert.
Bei der chronischen Pankreatitis setzen rezidivierende sterile Entzündungsschübe dem Organ zu und lösen fibrotische Umbauvorgänge aus.
Im Endstadium der Erkrankung besteht die Bauchspeicheldrüse dann fast nur noch aus Fibrosen und Verkalkungen und kann ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen.
Nur selten vererbt
Dieser Funktionsverlust, lokale Komplikationen sowie chronische Schmerzen machen die Erkrankung zu einer therapeutischen Herausforderung, schreiben Dr. Christoph Ammer-Herrmenau und Kollegen von der Universitätsmedizin Göttingen (1).
Die chronische Pankreatitis zeigt einen Häufigkeitsgipfel bei 35- bis 45-Jährigen und tritt ausserdem vermehrt bei Männern auf. Die betroffenen Patienten haben eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität und -erwartung. Wichtige Auslöser sind:
- Chronischer Alkohol- (60–80%) und Nikotinabusus
- Genetische Veränderungen
- Primärer Hyperparathyreoidismus
- Autoimmunerkrankungen
Bei einem kleinen Teil der Patienten liegen hereditäre Pankreatitiden vor, die durch unterschiedliche Mutationen bedingt sind und sich oft schon im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter manifestieren.
Es besteht ein hohes Risiko für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms. Daher empfehlen sich für Betroffene ab dem 40. Lebensjahr bzw. 20 Jahre nach Beginn der Erkrankung jährliche Kontrollen in entsprechenden Zentren.
Eine seltene Form der chronischen Pankreatitis
Die Autoimmunpankreatitis (AIP) betrifft überwiegend Patienten, bei denen ein Alkoholmissbrauch ausgeschlossen werden kann. Man unterscheidet:
- Typ 1: Häufig bei älteren Männern mit schmerzlosem Ikterus und erhöhtem IgG4-Serumspiegel. Kann Teil einer IgG4-vermittelten Systemerkrankung (Multiorganbeteiligung) sein.
- Typ 2: Liegt eher bei jüngeren Patienten mit episodischen Bauchschmerzen vor, tritt gehäuft in Verbindung mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) auf. Keine IgG4-Erhöhung.
- Bei AIP muss differenzialdiagnostisch an ein Pankreaskarzinom gedacht werden, daher empfiehlt sich eine Histologie. Symptomatische AIP-Patienten sollten mindestens zwölf Wochen lang mit Kortikosteroiden behandelt werden.
Diagnostik bei Verdacht auf chronische Pankreatitis
Die Diagnose basiert auf
- dem klinischen Bild (rezidivierende Krankheitsschübe, gürtelförmige Schmerzen im Oberbauch),
- den Organveränderungen in der Bildgebung und
- der nichtinvasiven Testung der endokrinen und exokrinen Pankreasfunktion.
Bei klinischem Verdacht auf eine chronische Pankreatitis ist zunächst eine transabdominelle Sonografie angezeigt. Bei den Schnittbildverfahren ist die MRT der CT leicht überlegen. Die höchste diagnostische Genauigkeit bietet jedoch der endoskopische Ultraschall mit einer Sensitivität von mehr als 80 Prozent und einer Spezifität von über 90 Prozent.
Eine endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP) sollte lediglich der Therapie dienen. Ein Gentest ist sinnvoll, wenn schon vor dem 30. Lebensjahr erstmals eine Pankreatitis auftritt oder eine positive Familienanamnese vorliegt. Bei jungen Patienten mit einer Pankreatitis unklarer Ursache sollte man immer auch an eine biliäre Genese, bestimmte Medikamente oder an eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung denken.
Die konservative Therapie besteht aus der Gabe von Pankreatin (Einstiegsdosis 40.000–50.000 Einheiten pro Hauptmahlzeit, die halbe Dosis bei Zwischenmahlzeiten). Falls Vitamin- und Spurenelementdefizite vorliegen, empfiehlt sich eine Substitutionstherapie und Ernährungsberatung.
Nicht selten kommt es zu lokalen Komplikationen
Nicht selten treten lokale Komplikationen der chronischen Pankreatitis auf, die interventioneller oder chirurgischer Behandlung bedürfen. Pseudozysten können Schmerzen verursachen oder auf Magen und Duodenum drücken und Magenentleerungsstörungen, Erbrechen und Appetitverlust verursachen.
Die Autoren empfehlen, symptomatische Pseudozysten endoskopisch unter endosonografischer Steuerung transgastral oder transduodenal zu drainieren. Bei Rezidiven ist auch ein operatives Verfahren eine Möglichkeit.
Patienten mit chronischer Pankreatitis klagen häufig über Schmerzen, auch ausserhalb akuter Schübe. Das Spektrum reicht von neuropathisch vermittelten über entzündlich bedingte Beschwerden bis hin zu Schmerzen aufgrund eines Abflusshindernisses mit Druckerhöhung im Pankreasgangsystem. Steine und Strikturen lassen sich endoskopisch behandeln, was in zwei von drei Fällen zur Linderung führt. Operative Verfahren (Drainage, Resektion) bringen langfristig aber die besseren Ergebnisse.
- Ammer-Herrmenau C et al. Chronische Pankreatitis und Autoimmunpankreatitis – Ein Update. Dtsch Med Wochenschr 2021; 146: 237–245.