ASS und Ibuprofen verhindern offenbar Darm-Adenome und -Karzinome
Sowohl Acetylsalicylsäure als auch Ibuprofen wirken der kolorektalen Karzinogenese anscheinend entgegen: Beide nicht-steroidale Antirheumatika schützen vor distalen kolorektalen Adenomen, Rezidiven sowie malignen Tumoren. Eine Prophylaxe lässt sich aber noch nicht empfehlen.
Die Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wirkt Studien zufolge protektiv gegenüber kolorektalen Tumoren. Wie genau die Substanzen Darmneoplasien bekämpfen, ist aber noch unklar – vermutlich basiert der schützende Effekt zumindest partiell auf der Hemmung der Zyklooxygenase-Enzyme COX-1 und COX-2, erläutern die Forscher um Dr. Kenechukwu Chudy-Onwugajevon der University of Pennsylvania in Philadelphia. Unklar ist auch, auf welcher Stufe der Adenom-Karzinom-Sequenz die protektive Wirkung der Antiphlogistika greift.
155 000 Patienten zwischen 55 und 74 Jahren analysiert
Um diese Wissenslücke zu füllen, werteten die Forscher die Daten des Prostate, Lung, Colorectal and Ovarian Cancer Screening Trial aus. Zwischen 1993 und 2001 waren an der Studie zehn US-Zentren beteiligt. Rund 155 000 Frauen und Männer im Alter zwischen 55 und 74 Jahren nahmen teil. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sowie erbliche Polyposissyndrome stellten Ausschlusskriterien dar.
64 655 in den Screeningarm randomisierte Personen erhielten zu Studienbeginn eine Sigmoidoskopie. Bei 39 433 wurde diese Untersuchung nach drei oder fünf Jahren erneut durchgeführt. Zusätzlich machten alle Teilnehmer unter anderem Angaben zur Anwendung von NSAR während der vorangegangenen zwölf Monate.
Während der im Median 13 Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit ergab sich Folgendes: Die regelmässige Ibuprofeneinnahme – 30 oder mehr versus weniger als vier Tabletten pro Monat – schützte signifikant vor neuen distalen kolorektalen Adenomen (Odds Ratio [OR] 0,76; 95%-KI 0,60–0,95). Dies betraf dabei hauptsächlich fortgeschrittene Adenome (OR 0,48; 95%-KI 0,28–0,83).
Auch die kombinierte Anwendung von Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen – 60 Tabletten oder mehr versus weniger als vier Stück pro Monat – erwies sich bezüglich der Adenominzidenz als protektiv, wobei wiederum der grösste Nutzen im Hinblick auf fortgeschrittene Adenome bestand, so die Autoren.
20 % geringeres Risiko für Darmkrebs
Ferner beobachteten die Forscher, dass sowohl eine regelmässige ASS-Einnahme als auch die kombinierte Anwendung beider Substanzen vor einem Rezidiv eines fortgeschrittenen Adenoms schützte. Ausserdem hatten Personen, die regelmässig ASS, Ibuprofen oder beide NSAR schluckten, ein signifikant geringeres kolorektales Karzinomrisiko (Hazard Ratio [HR] 0,88; 95%-KI 0,81–0,96 bzw. HR 0,81; 95%-KI 0,70–0,93 bzw. HR 0,79; 95%-KI 0,69–0,89).
Vor Präventionsempfehlung Daten erst überprüfen
Ältere Personen mit durchschnittlichem Darmkrebsrisiko, so das Fazit der US-amerikanischen Kollegen, profitieren vermutlich langfristig von Acetylsalicylsäure bzw. Ibuprofen. Der protektive Effekt sei dabei offenbar nicht nur auf invasive Tumoren beschränkt, sondern würde auch die neoplastischen Karzinomvorläufer umfassen.
Bevor entsprechende Empfehlungen zur Prävention gegeben werden können, müssen allerdings weitere Studien diese Beobachtungen überprüfen und die möglichen Risiken einer solchen Prophylaxe – beispielsweise medikationsbedingte Nebenwirkungen – beleuchten, fordern die Wissenschaftler.
Chudy-Onwugaje K et al. Cancer 2021; doi: 10.1002/cncr.33623.