Kultur, Serologie, PCR: Labordiagnostik bei Lyme-Borreliose
Je nach Stadium der Erkrankung hat die Labordiagnostik bei der Lyme-Borreliose einen unterschiedlichen Stellenwert. Professor Dr. Benoit Jaulhac, Universität Strassburg, erläuterte am virtuellen Jahreskongress EULAR* 2021, welche Methoden es gibt, wann diese eingesetzt und wie sie zu interpretieren sind.
Bei einer Infektion kann der Erreger entweder direkt, z.B. mittels Kultur oder PCR-Test, oder indirekt durch den serologischen Nachweis von Antikörpern nachgewiesen werden. In der Diagnostik der Lyme-Borreliose ist der direkte Erregernachweis mittels Kultur jedoch ungeeignet, da Spirochäten eher im Gewebe als in den Körperflüssigkeiten zu finden sind, erläuterte Prof. Jaulhac. Zudem ist die Kultur dieser langsam wachsenden Erreger sehr anspruchsvoll und die Spezifität der Untersuchung niedrig (< 1 % im Liquor, ~20 % bei Hautbiopsien).
Besser sieht es mit den PCR-Tests aus. Auf dem Markt sind verschiedene Test-Kits erhältlich; Daten gibt es allerdings fast keine. Es ist daher nicht sicher, ob PCR-Tests hilfreich sind, relativierte der Labormediziner. Während die Sensitivität bei Hautbiopsien bei Erythema migrans (EM) oder Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA) mit 50–80 % und auch bei Proben aus der Synovia (60–80 %) gut ist, liegt sie bei Liquorproben nur zwischen 10–30 %. Prof. Jaulhac wies zudem darauf hin, dass ein positiver PCR-Test nicht zwangsläufig eine aktive Infektion bedeute.
Trias aus Epidemiologie, Klinik und Mikrobiologie
In der täglichen Praxis komm daher vorwiegend die Serologie zum Zug. Aber auch hier gibt es Einschränkungen, betonte Prof. Jaulhac. Er wies zudem darauf hin, dass die Diagnose nie allein auf der Grundlage der Serologie gestellt werden kann. Vielmehr ist es eine Trias aus epidemiologischen Daten (Zeckenbiss, Endemiegebiet), der Klinik und den mikrobiologischen Daten, die zur Diagnose führt. Dies berücksichtigen auch die gängigen Guidelines, erklärte er. Nach einem Zeckenbiss ohne Symptome haben diagnostische Tests keine Bedeutung. Auch beim EM ist die Serologie aufgrund der niedrigen Sensitivität nicht empfohlen. Bei einem atypischen EM sollte ein PCR-Test aus einer Hautbiopsie erfolgen.
Bei der Lyme-Arthritis kann mit Hilfe einer PCR aus der Synovialflüssigkeit die Diagnose gesichert werden. Auch der Nachweis von IgG-Antikörpern hat hier eine sehr hohe Sensitivität (95 %) und Spezifität (97 %).
Finger weg von diesen Tests
Nicht zu empfehlen sind laut Prof. Jaulhac Blutabstriche und Dunkelfeld- oder Phasenkontratsmikroskopie, der Nachweis von CD57+-Zellen (nicht spezifisch), die Immunchromatografie (wenig sensitiv, hohes Risiko der Fehlinterpretation) und der PCR-Nachweis in Blut, Serum oder Urinproben (sehr geringe Sensitivität, hohes Risiko falsch positiver Tests). Kontrovers diskutiert werden der Lymphozytentransformationstest (LTT), der aktuell noch zu unspezifisch und wenig sensitiv ist, die Xenodiagnose, bei der man Larven Blut von vermeintlich Infizierten gibt und diese dann auf Borrelien untersucht, und der Nachweis von Membranproteinen (Apo B-100).
Neben den genannten Verfahren gibt es eine ganze Anzahl weiterer Tests zur Diagnostik der Lyme-Borreliose, berichtete Prof. Jaulhac. Vielversprechend insbesondere bei sehr frühen Manifestationen und bei persistierenden klinischen Symptomen nach der Behandlung scheint der Nachweis des Chemokins CXCL13 im Liquor zu sein. CXCL13 wird von Monozyten, Makrophagen und dendritischen Zellen gebildet und wirkt chemotaktisch auf B-Zellen und T-Helferzellen. Bei einem Borrelien-Infekt kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von CXCL13 im Liquor. Aktuell ist der Test in der Evaluation. Spezifität und Sensitivität liegen fast bei 100 %, allerdings gibt es (noch) keinen klaren Cut-off-Wert.
Generell sollte eine Lyme-Serologie nur bei entsprechenden klinischen Symptomen veranlasst werden. Bei der Interpretation der Ergebnisse sind immer Klinik und Pathophysiologie der Lyme-Borreliose zu beachten, betonte der Experte. Denn die Serologie allein kann nicht zwischen einer Serumnarbe und einer aktiven Erkrankung unterscheiden. Er empfahl zudem bei allen Monarthritiden des Knies an eine Lyme-Arthritis zu denken. Hier kann ein PCR-Test aus der Synovialflüssigkeit für Klarheit sorgen. Zuletzt rief er dazu auf, bei negativer Serologie oder nach erfolgloser Therapie die Diagnose Lyme-Borreliose zu überdenken.
* European League Against Rheumatism