Hitze, UV-Strahlung, Erreger und Allergene setzen der Haut beim Sport zu
Ganz klar, Sport bringt viele Vorteile für die Gesundheit. Aber intensives Training kann auch zu unerwünschten Effekten führen, auf der Haut zum Beispiel. Gerade bei Leistungssportlern findet man ein breites Spektrum an Dermatosen.
Mechanisch, biologisch, chemisch oder physikalisch – die Haut von Spitzensportlern ist vielen Belastungen ausgesetzt. Welche Hautveränderungen auftreten, hängt eng mit der ausgeübten Sportart zusammen, denn starkes Schwitzen, Reibung durch die Sportkleidung, enger Körperkontakt, aber auch die Trainingsumgebung können zur Entstehung verschiedener Dermatosen beitragen, schreiben Dr. Christoph Liebich und Kollegen.
Traumatische Hautläsionen kommen bei fast allen Sportarten vor. In erster Linie sind die Füsse betroffen, sei es durch Blasen, Schwielen, Hühneraugen oder Nageldystrophien. Subunguale Hämatome an den Zehen werden häufig bei Läufern, Tennisspielern und Skisportlern beobachtet. Hämorrhagien der Hornschicht können an der Ferse auftreten, bedingt durch schnelle Beschleunigungen und abruptes Abbremsen, z.B. beim Tennis oder Basketballspielen. Ein weiteres Problem, welches vorwiegend Läufer betrifft, heisst «Jogger’s nipples». Damit meint man Läsionen der Brustwarzen, die durch Reibung mit der Sportkleidung entstehen.
Reibung, Schweiss, Okklusion und Druck
Mechanischer Stress kann auch für eine Talgdrüsenerkrankung sorgen. Die Acne mechanica wird hervorgerufen durch die Kombination von Reibung, Schweiss, Okklusion und Druck. Sie manifestiert sich in Form von papulopustulösen Eruptionen und Knötchen und ist häufig unter Helmen oder Schulterschützern lokalisiert. Zu unterscheiden ist sie von der Steroid-Akne, die aus dem Einsatz leistungssteigernder anabol-androgener Steroide resultiert und insbesondere in der Fitness- und Bodybuilding-Szene vorkommt.
Infektiöse Dermatosen treten vor allem bei Athleten auf, die Kontaktsportarten ausüben. Dazu gehören z.B. bakterielle Dermatosen wie Furunkulose, Impetigo und Follikulitis oder Abszesse. Die meist durch Staphylokokken und Streptokokken ausgelösten Hauterkrankungen sind keine Seltenheit. Viele Erreger lassen sich bisher problemlos mit Antibiotika bekämpfen. Allerdings konnte in einer Studie gezeigt werden, dass in jeder dritten bei Sportlern diagnostizierten infektiösen Erkrankung ein MRSA beteiligt war: Der methicillinresistente Staphylococcus aureus bereitet insbesondere bei Kontaktsportarten grosse Probleme, da er leicht über Trainingspartner oder Wettkampfgegner weitergegeben werden kann.
Doch es müssen nicht immer Bakterien sein. Herpes simplex macht z.B. vorwiegend Wintersportlern zu schaffen: Der rezidivierende Herpes simplex labialis ist wahrscheinlich bedingt durch die Exposition gegenüber intensiver UV-Strahlung. Auch Ringer und Rugby-Spieler sind anfällig für Infektionen mit dem Erreger, wobei er durch direkten Hautkontakt übertragen wird. Andere virusbedingte Läsionen wie Verrucae oder Mollusca contagiosa sind bei Sportlern ebenfalls keine Seltenheit.
Dermatophyten, Hefen und Schimmelpilze können ebenfalls mittrainieren. Die gemeinsame Benutzung von Duschen und Garderoben fördert das Auftreten von Fuss- und Nagelpilz: Das Risiko ist bei Sportlern 2,5-fach erhöht, siebenmal häufiger als die Finger- sind die Zehennägel betroffen. Mykotische Dermatophytosen werden in den meisten Fällen durch Trichophyton verursacht, z.B. eine Tinea durch T. tonsurans oder T. rubrum. Ein weiterer häufiger Auslöser ist Malassezia furfur, der Hefepilz sorgt für eine Pityriasis versicolor. Eine Tinea findet man besonders häufig bei Sportarten, die mit engem Körperkontakt einhergehen (Ringen, Judo). Generell kommen aber insbesondere Schwimmer oft mit Pilzsporen in Kontakt und sind anfällig für Mykosen.
Starke UV-Exposition bei Outdoor-Athleten
Für Hautirritationen bei Schwimmern, Tauchern und anderen Wassersportlern sorgen ausserdem Kontaktekzeme – ausgelöst oft durch allergene Komponenten von Sportkleidung oder (Gummi-)Equipment: Neoprenanzüge, Schwimmbrillen oder Schnorchel. Desinfektionsmittel wie Chlor oder Brom, die in Schwimmbecken eingesetzt werden, können die Haut ebenfalls reizen und für allergische Reaktionen sorgen. Bei den im Freien ausgeübten Sportarten sind es dagegen häufiger Typ-IV-Allergien auf Inhaltsstoffe in Sonnenschutzmitteln (UVA- und UVB-Filter u.a.). Gelegentlich sind auch allergische Reaktionen an den Füssen auf Komponenten in Sportschuhen wie Gummi, Leder, Klebstoffe etc. möglich.
Schützen die Sportler ihre Haut allerdings nicht vor der Sonne, kann dadurch indirekt UV-induzierter Hautkrebs verursacht werden. Betroffen sind besonders Triathleten, Radsportler, Skifahrer und Snowboarder, da ihre Disziplinen mit starker UV-Exposition verbunden sind. Im Vergleich zu altersgematchten Nicht-Sportlern werden z.B. bei Marathonläufern mehr dysplastische Nävi, Lentigines und verdächtige Hautveränderungen, die mit weissem Hautkrebs in Verbindung stehen, gefunden. AW/SG
Liebich C et al. Dtsch Z Sportmed 2021; 72: 5–11.