Erdnuss-Anaphylaxie: Junge Patienten sind schlecht für allergische Notfälle gerüstet
Erdnussallergien sind häufig. Kommt es zur anaphylaktischen Reaktion, ist schnelles Handeln gefragt. Doch in der Akutsituation läuft es oft nicht so wie es sollte.
In Europa sind schwere anaphylaktische Reaktionen bei Kindern und Jugendlichen zu einem grossen Teil auf Erdnussallergien zurückzuführen. In vielen Fällen erfolgt allerdings keine leitliniengerechte Erstlinientherapie mit intramuskulärem Adrenalin, wie Dr. Ioana Maris vom Bon Secours Hospital im irischen Cork und Kollegen bemängeln. Mithilfe des europäischen Anaphylaxie-Registers, an welchem sich 137 Zentren aus zehn europäischen Ländern beteiligen, analysierten sie 1962 anaphylaktische Reaktionen auf Nahrungsmittel bei Kindern und Jugendlichen im Zeitraum zwischen 2007 und 2018. Erdnüsse waren in 459 Fällen der Auslöser.
Die Erdnuss-Anaphylaxien wurden im Vergleich zu den Reaktionen auf andere Nahrungsmittel durch deutlich geringere Allergenmengen getriggert, verliefen häufiger biphasisch sowie schwerer und führten öfter zu einer stationären Aufnahme. Die Betroffenen litten überproportional oft an einem Asthma und berichteten häufiger über vorangegangene allergische Zwischenfälle. Nur bei 17 % der Erdnuss-Anaphylaxien erfolgte eine intramuskuläre Notfalltherapie mit einem Adrenalin-Autoinjektor. Zur Adrenalingabe durch medizinisches Personal kam es in immerhin 34 % der Fälle.
Fast jeder Zweite hatte kein Notfallmedikament bei sich
Erdnüsse können lebensbedrohliche allergische Reaktionen auslösen. Daher ist es aus Sicht der Experten bedenklich, dass im Studienkollektiv 44 % der Heranwachsenden, welche bereits ein Adrenalin-Notfallmedikament verschrieben bekommen hatten, dieses nicht bei sich trugen oder nicht anwendeten.
Maris I et al. Allergy 2021; doi: 10.1111/all.14683