Medical Tribune
20. Feb. 2020Wie sich der Alzheimer-Demenz begegnen lässt

(Un)aufhaltsamer Untergang

LOS ANGELES – Der geistige Verfall bei Alzheimer lässt sich zwar nicht stoppen, aber in vielen Fällen immerhin verlangsamen. Früh eingesetzt, haben Acetylcholin­esterase-Hemmer einen positiven Effekt, in späteren Stadien kann die Kombination mit Memantin sinnvoll sein.

Alzheimer-Demenz-Gehirn-Krankheit
wildpixel_iStock/GettyImages

Die zur Therapie des Morbus Alzheimer zugelassenen Medikamente können die Progression der Erkrankung letztlich nicht aufhalten. In einer Übersichtsarbeit haben Dr. Elisabeth­ Joe und Dr. John M. Ringman­ von der Keck School of Medicine at USC, Los Angeles, zusammengetragen, welche Behandlungs- und Präventivmassnahmen in der Lage sind, den kognitiven Leistungsabbau zumindest abzubremsen.

Acetylcholinesterase-Hemmer bessern Symptome

Acetylcholinesterase-Hemmer verlangsamen den Abbau von Acetyl­cholin im Gehirn. Dadurch wird dessen Konzentration am Rezeptor erhöht. Ein positiver Effekt von Donepezil, Rivastigmin und Galant­amin auf die Symptome liess sich den vorhandenen Studien zufolge unter den folgenden Dosierungen nachweisen:

  • Donepezil 5 mg bzw. 10 mg/d oral
  • Rivastigmin 6–12 mg/d oral oder 9,5 mg über 24 Stunden als transdermales Pflaster
  • Galantamin 12 mg zweimal täglich oral oder 24 mg oral in retardierter Form

Magen-Darm-Beschwerden und Herzrhythmusstörungen

Insbesondere Patienten mit einer neu diagnostizierten Alzheimer-Krankheit scheinen hinsichtlich ihrer kognitiven Symptome von den Acetyl­cholinesterase-Blockern zu profitieren. Allerdings sollten die Betroffenen und ihre Angehörigen im Vorfeld darüber aufgeklärt werden, dass die Behandlung den momentanen Zustand bestenfalls stabilisieren, nicht aber verbessern kann.

Die Medikamente gelten als sicher und werden überwiegend gut vertragen. Am häufigsten berichten die Patienten über gastrointestinale Beschwerden, aber auch Herzrhythmusstörungen, Schlaflosigkeit oder Hautirritationen (bei transdermaler Anwendung) sind möglich. Falls keine Nebenwirkungen auftreten, kann die Therapie ohne Unterbrechungen während aller Stadien der Erkrankung fortgeführt werden. Patienten mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung scheinen weniger von einer Behandlung zu profitieren.

Memantin greift als NMDA*-Rezeptor-Antagonist am glutamatergen System an und kommt bei moderater bis schwerer Alzheimer-Demenz zum Einsatz. Studien zufolge ist der klinische Nutzen geringer als der von Acetylcholin­esterase-Hemmern, insbesondere im Frühstadium der Erkrankung. Über den additiven Effekt einer Kombination beider Wirkstoff­gruppen existieren unterschiedliche Ergebnisse. Beispielsweise zeigte eine Metaanalyse von elf Arbeiten einen Vorteil der Kombinations- gegenüber einer Monotherapie mit Donepezil hinsichtlich der kognitiven Störungen. In einer anderen Studie liess sich dieser allerdings nicht nachweisen.

Erkrankungsrisiko lässt sich mit Sport senken

In einigen Untersuchungen wirkte sich die kombinierte Behandlung zudem positiv auf die Gesamtfunktionsfähigkeit sowie die Alltagsaktivitäten der Teilnehmer aus. Nach derzeitigem Kenntnisstand halten Dr. Joe und Dr. Ringman eine Kombinationstherapie bei den meisten Alzheimer-Patienten für sinnvoll.

Die Studienevidenz zur Wirksamkeit von hoch dosiertem Vitamin E bei Alzheimer-Demenz ist hingegen dünn, heisst es weiter. Für eine klare Empfehlung wären mehr Daten notwendig.

Als Präventivmassnahme hilft offenbar viel Bewegung: Vor allem Menschen, die im mittleren Alter körperlich aktiv sind und Sport treiben, verringern nachweislich ihr Risiko, später im Leben an Alzheimer zu erkranken.

*N-Methyl-D-Asparaginsäure

Joe E, Ringman JM. BMJ 2019; 367: l621; doi: 10.1136/bmj.l6217