Fallstricke für Patienten mit einem neuen Gelenk
In der ersten Phase nach der Implantation einer (totalen) Endoprothese (TEP) zählen Wundheilungsstörungen und Infektionen im Bereich des operierten Gelenks zu den am meisten gefürchteten Komplikationen. Meist sind die Störungen gut zu diagnostizieren, manchmal präsentiert sich eine Infektion aber auch eher unauffällig mit andauernden Schmerzen und leichten Erythemen.
Solche akuten Probleme betreut am besten noch der chirurgische Kollege. Und bitte ohne seinen Rat auch keine empirische antibiotische Therapie: Sie erschwert die eventuell nötige Identifizierung des auslösenden Keims.
Wie bei allen postoperativen Zuständen müssen Sie ausserdem auf Zeichen venöser Thromboembolien achten. Sie drohen vor allem nach Knie-TEP. Die Entdeckung fällt manchmal schwer – Schmerzen und Schwellung können eine normale Begleiterscheinung des postoperativen Heilungsprozesses sein. Lassen Sie im Zweifelsfall lieber den Gefässspezialisten darauf schauen.
Klagt der Patient trotz Einnahme der im Spital verordneten Medikamente über Schmerzen, vor allem nachts, sollten Sie das genauer abklären. Möglicherweise steckt eine Luxation oder ein Infekt dahinter. Vorsicht übrigens mit NSAR – sie verzögern möglicherweise den knöchernen Heilungsprozess, geben die Kollegen zu bedenken.
Nach Kniegelenkersatz: Schneidersitz verboten!
Doch selbst wenn zunächst alles glatt läuft, benötigen viele Patienten langfristig Unterstützung und Motivation bei der Reha bzw. Physiotherapie. Nicht immer bleiben die anfangs gegebenen Ratschläge im Gedächtnis, sodass Sie Hinweise auf Bewegungseinschränkungen zur Luxationsprophylaxe nicht oft genug wiederholen können. Nach Hüftgelenkersatz sind anfangs Flexion, Adduktion und Innenrotation zu vermeiden, bei Kniegelenkersatz gilt vor allem der Schneidersitz als Tabu. Nach Schulter-TEP gehört der Arm sechs Wochen in eine Schlinge und die Patienten sollten ihn nicht gegen einen Widerstand nach innen drehen.
Die Luxation einer Hüftprothese, meist vom Patienten schon aufgrund eines deutlich hörbaren Knacks, von Schmerzen und Fehlstellung des betroffenen Beines befürchtet, ist ein orthopädischer Notfall, weil der dislozierte Prothesenkopf auf den Ischiasnerv drückt.
Trotz Metallimplantat vorerst auf den Ironman verzichten
Den wichtigsten Baustein in der Nachsorge stellt die Physiotherapie dar. Manche Patienten müssen Sie in ihrem Reha-Eifer allerdings bremsen: Ein Gelenkersatz bleibt eben nur ein Ersatz und bietet nicht mehr die maximalen Möglichkeiten der natürlich gewachsenen artikulären Verbindung. Forciertes Laufen, Sport mit abrupten Bewegungen sowie schwere Arbeiten sollten unterbleiben. Sanfte Bewegungen im Rahmen von moderatem Walking, Tanzen, Golf oder Schwimmen fördern dagegen die Gelenkgesundheit.
Sechs Wochen lang nicht Autofahren
Auch die Organisation des Alltags bedarf der Anpassung, erinnern die Kollegen. Autofahren fällt für mindestens sechs Wochen flach, Krankschreibungen dauern in Abhängigkeit vom Beruf bis zu drei Monate. Lange Flugreisen sollten vor allem bei fehlender Prophylaxe wegen des Thromboembolie-Risikos zunächst einmal nicht geplant werden. Und wenn Ihr Patient dann wieder ins Flugzeug steigen darf, muss er sich darauf einstellen, beim Flughafensicherheitscheck mit seinem Endoprothesenmetall öfter einmal einen Alarm auszulösen und das Sicherheitspersonal auf sich aufmerksam zu machen.
Quellle:
Aresti N et al. BMJ 2017; 359: j4431.