Erinnerungstools – ein Schuss in den Ofen
Arzneimittel regelmässig einzunehmen ist nicht jedermanns Sache. Der Markt bietet deshalb eine Reihe von elektronisch oder mechanisch arbeitenden Adhärenz-Unterstützungssystemen an, die sich in kleinen Untersuchungen auch als tauglich erwiesen haben. Eine grosse US-amerikanische Studie prüfte nun, ob sich die «Gedächtnishilfen» auch im Alltag von chronisch kranken Patienten mit mässiger Compliance bewähren.
Einbezogen in die Studie waren mehr als 50 000 Kassenpatienten mit Adhärenz-Raten zwischen 30 % und 80 %, die per Post mit einem von drei niedrigpreisigen Erinnerungssystemen ausgestattet wurden: Sie erhielten entweder einen auf den Pillendosen zu befestigender Klebestreifen mit sieben den Wochentagen zugeordneten Umlegeknöpfchen, einen Pillendosendeckel mit einem elektronischen Timer, der die seit der letzten Medikamenteneinnahme vergangene Zeit anzeigte, oder eine Dosette. Eine randomisierte Kontrollgruppe sollte ihre Medikamente weiterhin ohne Merkhilfen nehmen.
Das Ziel, innerhalb der einjährigen Beobachtungszeit die Compliance-Rate durch die Hilfen auf über 80 % zu steigern, wurde verfehlt – zwischen Interventions- und Kontrollgruppen ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede. Abgesehen davon, dass viele Patienten das Compliance-Tool gar nicht nutzten, war der Erinnerungseffekt der einfachen Hilfsmittel bei den übrigen Studienteilnehmern offensichtlich nicht ausgeprägt genug. Es fehlten wohl auch die freundlichen Ermahnungen von Arzt oder Apotheker, diskutieren die Autoren.
Choudhry NK et al. JAMA Intern Med 2017; online first.