Medical Tribune
13. Jan. 2015Mastzellen und Toxinen

Wozu braucht der Mensch überhaupt Mastzellen?

In allen Körpergeweben finden sich Mastzellen – Hände, Füsse und Gesicht weisen die höchste Dichte auf. Dort liegen die Zellen sozusagen auf der Lauer und können bei Bedarf innerhalb von Sekunden Eiweissstoffe, wie Tryptase oder Histamin, zur Abwehr ausschütten, erklärten Professor Dr. Marcus Maurer und Professor Dr. Martin Metz von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Charité in Berlin im Gespräch mit Medical Tribune.

Grüne Schlange mit offenem Maul
iStock/Mark Kostich

Hauptfunktion von Mastzellen ist der Schutz vor Toxinen

Aus Versuchen mit Mäusen und Zebrafischen weiss man heute, dass bakteriologische Infektionen ohne Mastzellen schlecht abgewehrt werden können. Spritzt man mastzelllosen Versuchstieren dann Mastzellen, ganz gleich ob unter die Haut oder in die Bauchhöhle, lässt sich damit ein effektiver Schutz vor Infektionen erreichen, berichteten die Dermatologen. Doch die Hauptfunktion von Mastzellen, so das Ergebnis neuester Forschungen, scheint der Schutz vor Toxinen zu sein. Dabei spielt die Art des Giftes keine Rolle. Ob Schlangen-, Skorpion- oder Insektentoxine, die Proteasen aus Mastzellen bieten raschen und universellen Schutz. Erste Versuche mit menschlichen Mastzellen zeigen, dass dieses Schutzprinzip nicht nur bei der Maus funktioniert.

Notfallkit zum Schutz vor Vergiftungen

Weltweit muss jährlich mit etwa einer Million Schlangenbisse gerechnet werden. Auch wenn diese nicht immer tödlich enden, kommt es in der Folge häufig zu gravierenden gesundheitlichen Problemen, wie Nekrosen oder Verstümmelungen.

Für die Zukunft erhoffen sich die Berliner Forscher die Entwicklung eines Notfallkits. Ähnlich wie heute bei Allergikern angewandt, könnten Menschen so vor verschiedensten Giften geschützt werden. Im Falle eines Giftbisses würde man das Mastzelleiweiss sofort applizieren, um das jeweils relevante Toxin zu neutralisieren.

Profitieren würden Bewohner von solchen Gebieten, in denen giftige Schlangen oder Skorpione heimisch sind, ausserdem Touristen und Treckingreisende. Auch in unseren Breiten könnte man sich den Einsatz dieses universellen Gegengifts, z.B. bei Terrarienbesitzern, vorstellen. Die Eiweissstoffe sind rekombinant herstellbar und kos­tengünstig, so die Experten.


Quelle: Medical-Tribune-Bericht