SSRI-Therapie bei Jugendlichen: gesteigertes Suizidrisiko
Bei depressiven Kindern und jungen Erwachsenen sollte man eine hoch dosierte Initialtherapie mit selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI) vermeiden. Denn diese erhöht möglicherweise die Suizidgefahr.
Eine 2006 publizierte Metaanalyse der US Food and Drug Administration (FDA) mit placebokontrollierten Studien ergab eine erhöhte Rate für suizidales Verhalten bei Kindern und Jugendlichen unter Antidepressiva – nicht aber für Erwachsene über 24 Jahre.
Suizidgefahr unter hoher SSRI-Dosis erhöht
Unterschiede zwischen den antidepressiven Substanzklassen zeigten sich nicht. Bisher offen war die Frage, ob das suizidale Verhalten mit der eingesetzten Dosis der Antidepressiva zusammenhängt. Auf der Suche nach einer Antwort starteten amerikanische Forscher eine Studie.
Aus diversen US-Healthcare-Registern selektierten sie die Daten von 162 625 depressiven Patienten im Alter zwischen 10 und 64 Jahren und einer Initialtherapie mit selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitoren.
Suizidales Verhalten (z.B. Selbstmordversuch oder entsprechende Gedanken) war bei Kindern und Erwachsenen bis 24 Jahre unter einer hoch dosierten Initialtherapie zweimal häufiger als bei passenden Kontrollpatienten, die die empfohlene SSRI-Dosierung erhielten. Bei älteren Erwachsenen (ab 24 Jahren) liess sich dagegen weder eine signifikant gesteigerte Suizidrate noch eine Dosisabhängigkeit erkennen.
SSRI bei Jugendlichen sparsam verwenden
Über die Gründe für die vermehrte Suizidrate unter höheren Antidepressiva-Dosen kann bisher nur spekuliert werden. Möglicherweise erhielten die jungen Patienten höhere Dosen, weil sie suizidgefährdet erschienen und die Antidepressiva nicht stark genug wirkten.
Es könnte aber auch sein, dass sie die wegen schwerer Symptome verschriebene höhere Dosis nicht vertrugen und das Medikament abrupt absetzten – ein Vorgehen, das bekanntermassen suizidales Verhalten fördern kann.
Fazit: Wenn Kinder oder junge Erwachsene ein Antidepressivum brauchen, sollte man die normale Dosis verordnen. Ausserdem empfiehlt sich in den ersten Monaten eine sorgfältige Überwachung.
Quelle: 1) Matthew Miller et al., JAMA Intern Med 2014; online first,
2) David A. Brent et al., a.a.O