Auch bei 90-Jährigen noch PSA messen?
Die Arbeitsgruppe um Dr. Steffen Lebentrau von der Urologischen Klinik der Ruppiner Kliniken, Neuruppin, befragte nun 600 Allgemeinmediziner, praktische Ärzte und Internisten aus Berlin und Brandenburg nach ihrer Strategie bei der Prostatakrebs-Früherkennung. 392 Kollegen (65 %) machten mit, 81 % von ihnen setzten den PSA-Test ein.
Statt Stanzbiopsie wird oft lange kontrolliert
Von den antwortenden Ärzten hielten 38 % den Altersbereich von 41 bis 50 Jahren für geeignet, um mit der Früherkennung zu beginnen, 53 % der Hausärzte und 14 % der Internisten führen die Früherkennung auch noch bei 80- bis 90-jährigen Männern durch. Die Mehrzahl der Teilnehmer (69 %) stellten Patienten mit einem pathologischen PSA-Wert umgehend dem Urologen vor. Aber immerhin 10 % wollen den PSA-Wert zunächst nach drei bis zwölf Monaten selbst kontrollieren.
Nach der deutschen S3-Leitlinie kann asymptomatischen Männern ab dem 40. Lebensjahr eine Prostatakrebs-Früherkennung angeboten werden – sofern diese vorher gründlich über die potenziellen Konsequenzen aufgeklärt wurden. Die Guideline sieht eine digital-rektale Untersuchung und eine PSA-Bestimmung vor.
PSA-Test für 55- bis 69-jährige Männer empfohlen
Eine Stanzbiopsie soll erfolgen, wenn der kontrollierte PSA-Wert 4 ng/ml oder mehr beträgt, bei auffälliger PSA-Kinetik oder bei verdächtigem Tastbefund. Nach aktueller Studienlage haben 55- bis 69-jährige Männer einen nachweisbaren Vorteil durch das PSA-Screening, sodass die aktuelle US-Leitlinie für diese Altersgruppe eine Positivempfehlung ausspricht.
Demnach folgt der Einsatz des PSA-Tests nicht den aktuellen wissenschaftlichen Daten. Gleiches gilt für das Prozedere nach Feststellung eines pathologischen Werts, schreiben die Autoren. Sie wünschen sich deshalb eine Intensivierung der Weiterbildung.
Quelle: Steffen Lebentrau et al., Urologe 2014; 53: 715-724