Medical Tribune
12. März 2014Im Kindesalter sind Atemwegsinfekte sehr häufig

Erkältung bei Kindern: Dauer sträflich unterschätzt

Gerade im Kindesalter sind Atemwegsinfekte sehr häufig. Meist verlaufen sie selbstlimitierend und ohne Komplikationen. Dennoch bringen Eltern ihr krankes Kind zum Arzt, nicht zuletzt, um zu erfahren, wie lange die Beschwerden anhalten werden.

Dieser Frage ging das Team um Dr. Matthew Thompson von der Universität von Washington, Seattle, in einer umfangreichen Literaturrecherche nach. Die Forscher prüften, mit welcher Symptomdauer bei Hals- und Ohrenschmerzen, Hus­ten (einschliesslich akutem Husten, Bronchiolitis und Krupp) sowie einfachen Erkältungen im Kindesalter zu rechnen ist.

Die Kollegen berücksichtigten 23 randomisierte kontrollierte Studien und 25 Beobachtungsstudien. Sie ermittelten unter anderem die Zeit (in Tagen), bis die verschiedenen Symptome bei 50 % bzw. bei 90 % der Kinder abgeklungen waren.

Längere Krankheit heisst noch nicht Antibiotikabedarf

Dabei zeigte sich eine längere Symptomdauer als vielfach angenommen. So hatten sich bei 90 % der kleinen Patienten die Beschwerden erst nach folgenden Zeitintervallen gelegt:

  • Ohrenschmerzen: 7 bis 8 Tage
  • Halsschmerzen: 2 bis 7 Tage
  • Krupp: bis 2 Tage
  • Bronchiolitis: bis 21 Tage
  • akuter Husten: bis 25 Tage
  • banale Erkältung: bis 15 Tage
  • unspezifische Symptome eines Atemwegsinfekts: bis 16 Tage

Ohrenschmerzen und die Symptome einer banalen Erkältung dauern demnach deutlich länger, als den Eltern – zumindest in Grossbritannien und den USA – meist mitgeteilt wurde. Dies ist auch aus medizinischen Gründen eine wichtige Information für Eltern und Ärzte, betonen die Autoren.

Denn nur wenn Mütter und Väter wissen, mit welcher Symptomdauer bei den einzelnen Erkrankungen zu rechnen ist, können sie beurteilen, ob ihr Kind einen auffälligen Verlauf zeigt und erneut dem Arzt vorgestellt werden muss.

Und auch Kollegen sollten sich vor Augen halten, dass es völlig normal ist, wenn bestimmte Atemwegssymptome etwas länger dauern, und auf überflüssige Antibiotikaverordnungen verzichten.

Quelle: Matthew Thompson et al., British Medical Journal 2013; 347: f7027 doi: 10.1136/bmj.f7027