Medical Tribune
23. Sept. 2013Pilonidalsinus

Pilonidalsinus: Riesenwunde ist obsolet

Wenn sich in der Gesässfalte Haarfollikel vergrössern und deformieren, können abgebrochene Haare und abgestorbene Hautpartikel einwachsen und zu einer chronischen Infektion führen.

Elefantenhintern und afrikanischer Elefantenschwanz
iStock/1001slide

Die hierdurch entstehenden Zysten, Fisteln und Abszesse werden Pilonidalsinus oder Haarnestgrübchen genannt. Besonders häufig sind junge Männer zwischen 20 und 40 Jahren betroffen, weitere Risikofaktoren (siehe Kas­ten) begünstigen die Erkrankung.

Chirurgische Therapie: Ein Muss beim Pilonidalsinus!

Ein Pilonidalsinus bedarf – zumindest im symptomatischen Stadium mit Abszessbildung – zwingend einer chirurgischen Therapie. Früher bevorzugten Chirurgen die radikale Exzision des gesamten Abszesses inklusive Kapsel und Pilonidalfistel mit breitem Sicherheitsabstand in einer einzigen Sitzung.

Risikofaktoren für einen Pilonidalsinus:

  • Familiäre Disposition
  • Starke Körperbehaarung
  • Überwiegend sitzende Tätigkeit (> 6 Stunden am Tag)
  • Übergewicht mit einem BMI > 25
  • Mangelnde Körperhygiene

Allerdings entsteht durch ein solches einzeitiges Vorgehen ein grosser Weichteildefekt, der eine oft monatelang dauernde offene Wundbehandlung erfordert und mit entsprechend langer Arbeitsunfähigkeit einhergeht.

Erst Abszess abdeckeln, dann die Fistel entfernen

Mittlerweile hat sich sowohl bei akutem als auch beim chronisch symptomatischen Pilonidalsinus ein zweizeitiges Vorgehen etabliert: Beim ersten Eingriff wird in Lokalanästhesie die Haarspindel entfernt und so der Abszess abgedeckelt, erst in der zweiten Sitzung einige Wochen später entfernt der Operateur den Fistelgang.

Patienten mit chronischem Pilonidalsinus empfiehlt man bei kleineren Befunden eine minimalinvasive Sinusektomie, bei grösseren Befunden ist eine Exzision mit primärer plastischer Defektdeckung vorteilhaft (s. Tabelle). Beide Verfahren zeichnen sich durch kleine Wundflächen aus, wodurch die Dauer der Arbeitsunfähigkeit auf etwa zwei Wochen sinkt.

Haarentfernung als Rezidivprophylaxe

Auch die Rezidivraten sind mit 3–7 % überschaubar. Eine postoperative Antibiotikagabe ist nur bei plastischer Deckung erforderlich. Als Rezidivprophylaxe, sollte man die regelmässige Rasur oder besser noch die dauerhafte Haarentfernung mittels Laserepilation im betroffenen Areal empfehlen.

 
Quelle: Daniel Steinemann, Therapeutische Umschau 2013; 70: 393-398