Medical Tribune
14. Sept. 2013Herzinfarkt

ESC 2013 – Infarkt: Akut-Therapie ausgeweitet

Die derzeit geltenden Leitlinien empfehlen eine perkutane Intervention (PCI) an der Infarktarterie, aber keine Präventivmassnahmen an anderen teilverschlossenen Kranzgefässen, informierte der Leiter der PRAMI*-Studie Dr. David S. Wald vom Wolfson Institute of Preventive Medicine in London.

EKG Diagramm
iStock/usetrick

Mehrgefässinterventionen reduzieren weitere kardiovaskuläre Ereignisse

Die Daten seiner randomisierten Untersuchung sprechen jedoch dafür, den Einsatz der PCI bei der Infarkt-Intervention auszuweiten: Die präventive  Angioplastie reduzierte den primären Endpunkt aus kardial bedingtem Tod, Herzinfarkt oder refraktärer Angina pectoris um 65 %. Dies gab Anlass, die Studie vorzeitig zu beenden und könnte zu einer Änderung der Leitlinien führen, vermutet der Kollege.

Das PRAMI-Kollektiv umfasste 465 Patienten aus fünf britischen Zentren mit akutem ST-Hebungsinfarkt. Nach Akut-PCI der Infarktarterie liess man es bei 231 Patienten damit bewenden. Bei 234 der Herzkranken dilatierten die Kardiologen weitere über 50 % verengte Koronararterien.

Da sich bei der Zwischenauswertung Anfang 2013 ein deutlicher Vorteil für die Mehrgefässintervention zeigte (21 primäre Endpunkte vs. 53 in der nach Leitlinie behandelten Gruppe), wurde die Studie gestoppt. Die Komplikationsrate erwies sich in den beiden Behandlungsgruppen als vergleichbar. Hingegen waren die Dauer des Eingriffs und die Strahlenexposition in der Interventionsgruppe erwartungsgemäss erhöht.

Kritiker warnen: Friedliche Stenosen in Ruhe lassen!

Professor Dr. George D. Dangas vom Mount Sinai Medical Center in New York riet jedoch in seinem Kommentar vor übereilten Leitlinienänderungen ab, hierzu reichten ihm die Daten noch nicht. Kollegen, die der Ausweitung der Akut-PCI skeptisch gegenüberstehen, scheuen sich u.a. davor, in der Infarktsituation an "klinisch friedlichen" Stenosen zu manipulieren und dadurch zusätzliche Risiken einzugehen.

*Preventive Angioplasty 
in Myocardial Infarction

Quelle: ESC-Kongress 2013 in Amsterdam: