Fussballer impotent vom vielen Köpfen
Mit schwindender Belastbarkeit, Libido- und Potenzverlust hatte sich der 27-jährige Bundesliga-Spieler in der Klinik vorgestellt. Bei der körperlichen Untersuchung fiel – neben einem leicht reduzierten Allgemeinzustand – ein geringfügig vermindertes Hodenvolumen auf, die Sekundärbehaarung war regelrecht.
Die Laborwerte bestätigten mit einem Testosteronspiegel von 2,9 nmol/l und einem LH-Wert von 1,0 mU/ml bei normalem FSH (8,4 mU/ml) einen hypogonadotropen Hypogonadismus. Der GnRH-Stimulationstest ergab keinen pathologischen Befund, sodass eine Störung auf hypophysärem Level unwahrscheinlich erschien, schreiben Dr. Matthias Auer und seine Kollegen von der Abteilung für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetes des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München.
Schon leichte Schädel-Hirn-Traumata lassen Testosteronwerte sinken
Weder das MRT noch die Ergebnisse der weiteren Labordiagnostik liessen sich mit den "isolierten" Verlusten vereinbaren, so die Autoren. Unter Berücksichtigung der Vorgeschichte des Patienten und der aktuellen Befunde führten die Kollegen den hormonellen Ausfall auf das jahrelange Kopfballtraining zurück. Der Sportler hatte seit seinem 7. Lebensjahr fleissig gekickt und während seiner Profi-Karriere wöchentlich bis zu 500 Bälle "geköpft".
Hypophysenfunktionsstörungen findet man häufig nach Schädel-Hirn-Traumata, aber auch rezidivierende subklinische Erschütterungen, beispielsweise durch Kopfbälle, können das Hirn schädigen, betonen die Wissenschaftler. Diskutiert wird neben einer traumabedingten Infarzierung der Hypophyse oder des Hypophysenstiels auch eine Zerstörung der hypothalamisch-hypophysären Integrität durch aufgetretene Scherkräfte.
Doping-Agentur erlaubt Hormonsubstitution
Auf diese Weise wird den im Hypothalamus gebildeten Releasinghormonen der Weg in die Hypophyse verstellt. Noch gelingt es kaum, diese mikroskopischen Läsionen sichtbar zu machen. Nach Rücksprache mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur leitete man eine Substitutionstherapie mit Testosteron ein. Im Verlauf normalisierten sich darunter die Symptome fast vollständig.
Quelle: Matthias Auer et al., Dtsch Med Wochenschr 2013; 138: 831-833