Viele Schrittmacher-Träger haben unentdecktes Vorhofflimmern
Was tun, wenn ein Patient immer mal wieder unter Vorhofflimmern leidet? Nach aktuellen Daten betrifft dies viele Personen, die wegen Sick-Sinus-Syndrom einen Schrittmacher tragen.
Wie viele Menschen ohne klinische Symptome gelegentlich heimliche Vorhofflimmer-Episoden erleiden, kann man nicht wissen. Doch bei Schrittmacherpatienten hat man die Chance, es über die Vorhofelektrode herauszubekommen – "24 h täglich an 365 Tagen im Jahr", wie es Professor Dr. Gunnar Klein, Praxis und Klinik für Kardiologie, Rhythmologie & Elektrophysiologie, Herz im Zentrum Hannover, ausdrückte.
Risiko für Hirninsult mehr als verdoppelt
Den Nachweis für die hohe Inzidenz von Vorhofarrhythmien hatten die Autoren der ASSERT*-Studie geliefert. In ihrem Kollektiv von mehr als 2500 über 65-jährigen Bluthochdruck-Kranken (mit Schrittmacher wegen Sick-Sinus-Syndrom) fanden sie bereits im ersten Vierteljahr bei 10 % der Teilnehmer Vorhofflimmer-Episoden von mehr als sechs Minuten Dauer (Frequenz > 190/min). Diese Patienten wiesen gegenüber arrhythmiefreien ein signifikant erhöhtes Schlaganfallrisiko auf: 4 % (vs. 1,7 %) erlitten in den folgenden zwei Jahren einen zerebralen Insult.
Nach 2,5-jährigem Follow-up hatten die Kollegen bei jedem dritten Patienten des Kollektivs den Befund "Vorhofflimmern" erhoben. Längere Vorhofflimmer-Episoden (> 17 Stunden) waren gegenüber Arrhythmiephasen von weniger als einer Stunde Dauer mit einem fünffachen Apoplexrisiko behaftet. Auch die Zahl der Episoden spielte eine Rolle – ab vier stieg das Schlaganfallrisiko fast auf das Doppelte.
Schrittmacher sollten Vorhofflimmern dokumentieren können!
Fazit von Prof. Klein: Patienten über 65 Jahre mit Hypertonus sollten Schrittmacher erhalten, mit denen man Vorhofflimmern dokumentieren kann. Zwar erlaube die ASSERT-Studie keine Aussage darüber, ob die "heimlichen Flimmerer" von der Gabe oraler Antikoagulanzien profitieren. "Aber wahrscheinlich sollte angesichts des mehr als verdoppelten Schlaganfallrisikos eine orale Antikoagulation initiiert werden", meinte der Experte.
*Asymptomatic Stroke and Atrial Fibrillation Evaluation in Pacemaker Patients Trial
Quelle: DGIM Internisten-Update-Seminar