Brustkrebs-Screening: Wie gefährlich ist der Intervallkrebs?
Ein amerikanisches Forscherteam schaute sich jetzt den Verlauf von Intervallkarzinome genau an. Das sind Karzinome, die nach negativem Screening und vor der nächsten regulären Untersuchung bzw. bis zwei Jahre nach altersbedingtem Ausscheiden aus dem Screening diagnostiziert werden. In einigen Studien waren sie grösser, weiter fortgeschritten oder exprimierten Proliferationsmarker, weshalb man eine schlechtere Prognose vermutete.
Bei Krebs im Intervall höherer Anteil an lobulären Karzinomen
In die aktuelle, bevölkerungsbasierte Beobachtungsstudie wurden nun 7116 Brustkrebs-Patientinnen (50 bis 72 Jahre) aufgenommen. 1816 Frauen waren an einem Intervallkarzinom erkrankt, bei 5300 stand die Diagnose Mammakarzinom schon vor dem ersten Screening fest. Kollegen von der Harvard School of Public Health in Boston verglichen die Tumoreigenschaften und analysierten die Überlebenszeit.
Das mittlere Alter zum Zeitpunkt der Diagnose war in beiden Gruppen vergleichbar. Die Intervallkrebsgruppe zeigte einen etwas höheren Anteil an lobulären Karzinomen und im Schnitt einen grösseren Tumordurchmesser (> 20 mm). Aber hinsichtlich tumorspezifischer und Gesamtüberlebenszeit waren die Ergebnisse zwischen beiden Gruppen auffallend ähnlich.
Grösseres Karzinom kein Grund für aggressivere Therapie!
Nach einer Follow-up-Zeit von zehn Jahren betrug die kumulative Brustkrebsüberlebensrate 79,1 % in der Intervallkarzinom-Gruppe und 76,8 % bei der anderen. Mammatumoren, die nach einem normalen Screening-Ergebnis klinisch evident werden, sind weder hinsichtlich Tumorgrad noch Lymphknotenmetastasen aggressiver, schreiben die Forscher im "British Medical Journal". Das durchschnittliche Intervallkarzinom ist zwar etwas grösser, praktisch identische Überlebensergebnisse rechtfertigen aber keine aggressivere Erstbehandlung, so die Autoren.
Quelle: Mette Kalager et al., BMJ 2012; 345: online first