Bei Hochdruck den Puls senken?
Schon 1945 zeigte eine Studie, dass eine Tachykardie, insbesondere bei gleichzeitiger Hypertonie, die Sterblichkeit in die Höhe treibt, berichtete Privatdozent Dr. Ralf Dechend vom Helios Klinikum Berlin Buch. Seither konnte dies in zahlreichen epidemiologischen Studien bestätigt werden.
Herzinsuffizienzraten steigen mit dem Puls
So ergab die EPIC-Norfolk-Studie mit etwa 22 000 Briten zwischen 39 und 79 Jahren mit steigender Pulsrate eine Zunahme der Herzinsuffizienz. Im Framingham-Kollektiv konnte beobachtet werden, dass mit steigender Herzfrequenz unabhängig von Alter und Geschlecht des Patienten die Gesamtmortalität ansteigt.
Bei Patienten mit Hypertonie geht ein hoher Puls ebenfalls mit einer deutlich geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit einher, wie z.B. in der VALUE-Studie mit mehr als 15 000 Patienten gezeigt wurde. Dies gilt auch, wenn der Blutdruck medikamentös gesenkt wird.
Gut belegt ist zudem, dass eine erhöhte Herzfrequenz mit einem deutlich grösseren Risiko für die Entwicklung einer Hypertonie einhergeht.
Sport effektiver als Medikamente?
Sollte man deshalb bei Hypertonikern die Herzfrequenz medikamentös in die Schranken weisen? Bisher ist durch keine prospektive Studie belegt, dass eine pharmakologische Pulssenkung einen Vorteil für Hochdruck-Patienten hat, betonte Dr. Dechend.
Betablocker sind keine Lösung
In einer Studie senkte ein Betablocker zwar die Frequenz stärker als ein Kalziumantagonist, aber bei den Endpunkten gab es keinen Unterschied.
Ein weiteres Problem: Aufgrund der hohen Variabilität kann bisher kein sicherer Cut-off-Wert angegeben werden, ab wann die Herzfrequenz bei einem Hypertoniker pathologisch erhöht ist. Zudem erscheint es möglicherweise wesentlich sinnvoller, den schnellen Puls mit nicht medikamentösen Mitteln, beispielsweise Ausdauersport, zu zügeln, meinte der Experte.
Quelle: 36. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Hochdruckliga