Messgenauigkeit dank penibler Qualitätschecks
Blutzuckerselbstkontrolle lohnt – selbst bei guten HbA1c-Werten, betonte Claudia Vogel, Diabetesberaterin DDG aus Langen. Zum einen schliesse auch ein guter HbA1c-Wert kurzzeitige Glukose-Entgleisungen, etwa nach Mahlzeiten, nicht aus. Zum anderen sei es "unglaublich motivierend" für die Patienten zu sehen, wie sie ihren Blutzucker beeinflussen können, "etwa durch einen Spaziergang oder den Ersatz des Weissmehl-Brötchens durch ein Vollkornbrot". Dies vermittle den Patienten das Gefühl, "die eigene Gesundheit in die Hand zu nehmen".
Das CE-Zeichen ist kein Beleg für Qualität
Genauigkeit sowie einfache Handhabung des jeweiligen Blutzuckermessgeräts sind dabei für die Nutzer besonders wichtige Aspekte (siehe Kasten). Doch in der Präzision gibt es grosse Unterschiede, wie Vergleichstests am Ulmer Institut für Diabetestechnologie ergaben. Laut aktueller DIN-Norm (ISO 15197/2003) müssen 95 % der Werte im oberen Messbereich (ab 75 bzw. 100 mg/dl) innerhalb von ± 20 % zur Referenzmethode liegen. Geplant ist, die Marge in einer neuen Norm auf nur noch ± 15 % zu verschärfen.
In einem Vergleich von 34 Mess-Systemen – alle mit CE-Kennzeichnung – erfüllte jedes fünfte die derzeitige Norm nicht, berichtete Dr. Guido Freckmann vom Institut für Diabetes-Technologie an der Universität Ulm. Sogar fast jedes zweite (47 %) wäre an der neuen Norm gescheitert. "Die CE-Kennzeichnung ist kein Qualitätssiegel!", stellte Dr. Freckmann klar.
Die Nase vorne bei guter Handhabung
Im aktuellen Vergleich von 16 Blutzucker-Messgeräten, veröffentlicht in der Juli-Ausgabe von "test", kam das Gerät Accu-Chek® Aviva von Roche Diagnostics ganz oben auf das Podium. Note 1,6 für die Genauigkeit und eine 1,7 in der Handhabung (in diesem Punkt die Bestnote aller getesteten Systeme) sorgten für den Spitzenplatz in der Bewertung der Stiftung Warentest.
Zudem ergab eine neue Anwenderstudie des Ulmer Instituts für Diabetes-Technologie, dass grosse Teststreifen, die z. B. bei den Accu-Chek® Aviva Messgeräten verwendet werden, die Handhabung wesentlich erleichtern. Wie im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft berichtet wurde, bewerteten die 100 Teilnehmer in der Studie insgesamt sechs Geräte mit grossen und kleinen Teststreifen (> 200 mm2 und < 200 mm2).
Als "unglücklich" bezeichnete er vor diesem Hintergrund die Einteilung der Systeme in eine A- und B-Kategorie, dies allein anhand des Preises für die Blutzuckerteststreifen. "Die Geräte sind nicht bedenkenlos austauschbar, es gibt deutliche Qualitätsunterschiede", betonte der Experte. Bei Roche Diagnostics sind die "eigenen internen Qualitätskontrollen deutlich strenger als die aktuelle ISO-Norm", konstatierte Elisabeth Andreis, die Leiterin operative Qualitätssicherung Diabetes Care.
Besser erst den zweiten Blutstropfen nehmen
Das Mannheimer Werk des Unternehmens beheimatet eines von nur zwei akkreditierten Kalibrierungslaboren in Deutschland. Jede Charge absolviert rund 700 Kontrollmessungen bevor die Teststreifen das Werk verlassen, berichtete Andreis. Die Kalibrierung erfolgt mittels der etablierten klinischen Labormethode der Hexokinase-Messung, die wiederum direkt an die Massenspektrometrie angebunden ist.
"Damit können wir die Messwerte direkt zurückführen auf das ‚Urmeter‘ der Glukosemessung." Tests aus den letzten Jahren zeigten dabei nur Abweichungen von 0,3 %.
Doch in der Praxis führt trotz aller Präzision der Systeme vielfach eine mangelhafte Handhabung durch die Nutzer zu Fehlern. Dr. Freckmann verwies z.B. darauf, dass nach Kontakt mit Obst – etwa dem Schneiden eines Apfels – 88 % der Messwerte aus dem ersten Blutstropfen falsch sind. Bei Verwendung des zweiten Tropfens beträgt die Fehlerquote nur noch 11 %. An den Ratschlag, sich vor der Messung die Hände zu waschen, "halten sich die Patienten sowieso nicht", so die Erfahrung des Experten. Sinnvoller sei es daher zu empfehlen, stets erst den zweiten Tropfen für die Messung zu verwenden.
Quelle: Veranstaltung des Unternehmens Roche Diagnostics, Mannheim, 2012